Ärzteschaft

Leopoldina schlägt Evaluation des Wissensstandes von Ärzten vor

  • Mittwoch, 15. Juni 2022
/victoria p., stock.adobe.com
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Berlin – Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina macht in einem neuen Diskussionspapier Vorschläge dazu, wie Ärzte in Aus- und Weiterbildung sowie in ihrem Berufsleben auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft bleiben und eine sogenannte Wissenschaftskompetenz erwerben und bewahren können.

„Der Fortbildungsstand behandelnder oder gutachtender Ärztinnen und Ärzte sollte regelmäßig evaluiert werden“, heißt es in dem Papier der Leopoldina. Er sollte transparent sein, sodass Patienten die Möglichkeit hätten, sich ein verlässliches Bild vom Weiter- und Fortbildungsstand einzelner Personen zu machen.

Die Coronapandemie habe verdeutlicht, wie wichtig die Fähigkeit zu wissenschaftsbasiertem ärztlichem Den­ken und Handeln sei, schreibt die Leopoldina-Autorengruppe. Zugleich habe sie deutliche Lücken bei den Me­di­zinerinnen und Medizinern aufgedeckt – etwa im Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und deren kritischer Einordnung, aber auch bei der Kommunikation mit Politik und Öffentlichkeit.

Eine Ursache dafür sehen die Autoren in „dem unzureichenden Stellenwert“, der der Wissenschaftskompetenz in der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung bislang zukomme. Es sei für Ärzte „notwendig zu verstehen, wie wissenschaftliche Erkenntnisse aufgrund neuer Methoden und Technologien entstehen, wo sie zu finden sind und wie sie zu interpretieren und für die Praxis nutzbar zu machen sind“, heißt es in dem Papier.

Sie sollten beurteilen können, welche Relevanz die Endpunkte der Studien für Patienten hätten und welche Kriterien für einen hohen Evidenzgrad und belastbare Reproduzierbarkeit sprächen. Zudem müssten Ärzte aktuelle Forschungsergebnisse einordnen und sinnvoll einsetzen können.

Die Autoren weisen darauf hin, dass Ärztinnen und Ärzte unterstützende Strukturen benötigten, um dem raschen wissenschaftlichen Fortschritt und ihrem komplexen Arbeitsumfeld gerecht werden zu können. Dazu zählten der digitale Zugang zu aktuellen, qualitätsgesicherten Informationen, insbesondere zu Leitlinien und klinischen Studien, sowie eine stärkere Einbindung von niedergelassenen Ärzten in die klinische Forschung.

Medizinische Fakultäten und die Universitätsmedizin erfüllen laut Leopoldina eine zentrale Funktion in der Vermittlung von Wissenschaftskompetenz. Deshalb sollten sie bei der Ausgestaltung von Weiter- und Fortbil­dungen, deren Inhalten und Rahmenbedingungen eine koordinierende und unterstützende Rolle einnehmen.

Gleichzeitig sollten Rollen und Verantwortlichkeiten der Ärztekammern, kassenärztlichen Vereinigungen, Fachgesellschaften und anderer mit Blick auf die ärztliche Wissenschaftskompetenz „grundsätzlich überdacht, präzisiert und gegebenenfalls neu gefasst sowie ein höherer Grad an Verbindichkeit und Kontrolle geschaffen werden“, so die Autoren.

Auch die Fähigkeit von Ärztinnen und Ärzten wissenschaftliche Erkenntnisse im individuellen Gespräch sowie im öffentlichen und medialen Austausch verständlich, sachgerecht und unvoreingenommen zu vermitteln, gilt es laut der Autorengruppe zu verbessern.

hil

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