Long COVID laut Studie bei Teenagern meist von begrenzter Dauer

London – Die meisten Teenager, die zu Beginn der Pandemie an Long COVID erkrankten, haben sich inzwischen erholt. Eine prospektive Kohortenstudie in Communications Medicine (2024; DOI: 10.1038/s43856-024-00657-x) ermittelt nach 24 Monaten eine Prävalenz von nur noch 7,2 %, Tendenz sinkend.
Die meisten Jugendlichen sind kerngesund, fühlen sich aber nicht immer so. Bei einer Befragung geben viele Teenager an, dass sie müde sind, Schlafstörungen haben oder unter Kopfschmerzen leiden. Dies kann die Diagnose von Gesundheitsstörungen wie Long COVID erschweren, bei denen Allgemeinsymptome im Vordergrund stehen.
Dies zeigte sich auch in der CloCk-Kohorte („National Long COVID in Children and Young People“), die in Großbritannien Kinder und Jugendliche (Alter 11 bis 17 Jahre), von denen sich einige zwischen September 2020 und März 2021 mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, in der Zeit danach 4-mal nach ihrem Befinden befragt hat.
Bei der letzten Befragung, die im Durchschnitt 24 Monate nach dem Beginn der Beobachtung durchgeführt wurde, gaben 20 % bis 25 % der Teenager an, unter 3 oder mehr Symptomen zu leiden, die eine Expertengruppe zuvor in einer Delphi-Konferenz als Kennzeichen von Long COVID bei Kindern und Jugendlichen („children and young people“ CYP) definiert hatte. Bei 10 % bis 25 % lagen sogar 5 oder mehr Symptome vor.
Dass viele Beschwerden nicht auf die frühere Infektion mit SARS-CoV-2 zurückzuführen waren, zeigte der Vergleich mit den früheren Befragungen. Die Diagnose von Long COVID setzt voraus, dass die Symptome konstant vorhanden sind. Dies war allerdings, wie ein Team um Snehal Pinto Pereira vom University College London berichtet, nur selten der Fall.
Von den insgesamt 12.632 Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren waren 943 bei der ersten Kontaktaufnahme positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden, die auch 3, 6, 12 und 24 Monate später den Symptomfragebogen ausgefüllt hatten.
Nach 3 Monaten erfüllten noch 243 Teilnehmer (24,7 %) die Consensus-Definition von Long COVID bei CYP. Nach 6 Monaten waren es noch 135 (14,3 %), nach 12 Monaten noch 94 CYP (10,0 %) und nach 24 Monaten noch 68 CYP (7,2 %). Die Studie zeigt damit, dass sich die meisten Kinder und Jugendlichen von Long COVID erholen, wie dies auch bei den meisten anderen post-viralen Syndromen der Fall ist, zu denen es beispielsweise nach einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus kommen kann. Es gibt allerdings Patienten, bei denen es zu anhaltenden Beschwerden kommt. Im schlimmsten Fall mündet das post-virale Syndrom in eine myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS).
Für die vom britischen Science Media Center befragten Experten sind die Ergebnisse der Studie eine gute Nachricht, weil sich 13 von 14 Kindern und Jugendlichen nach zwei Jahren erholt hatten (auch wenn sich einige möglicherweise aus anderen Gründen krank fühlten).
In der Studie kam allerdings auch heraus, dass ältere Teenager und solche aus sozioökonomisch benachteiligten Regionen häufiger unter anhaltenden Beschwerden litten. Interessanterweise waren weibliche Teenager fast doppelt so häufig betroffen wie männliche. Die Forscher hatten allerdings keine Daten zu Menstruation erhoben, und es könnte sein, dass einige junge Frauen bei allen Befragungen zufälligerweise unter Menstruationsbeschwerden litten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: