Medizin

Long COVID: Warum der Geruchsverlust bei manchen Patienten bestehen bleibt

  • Freitag, 23. Dezember 2022
/Denys Kurbatov, stock.adobe.com
/Denys Kurbatov, stock.adobe.com

Durham/North Carolina – Die anhaltenden Riechstörungen, unter denen einige Patienten mit Long COVID leiden, könnten die Folge einer dauerhaften Entzündungsreaktion im Riechepithel sein, die nach Einschätzung von US-Forschern in Science Translational Medicine (2022; DOI: 10.1126/scitranslmed.add0484) an eine Autoimmunerkrankung erinnert.

Die meisten Patienten mit COVID-19 erholen sich von ihren Riechstörungen. Bei einigen Patienten bleibt die Anosmie jedoch bestehen. Die Gründe sind bisher unklar. Ein Team um Bradley Goldstein vom Duke University Medical Center in Durham in North Carolina konnte jetzt die Biopsien von 9 Patienten genauer untersuchen. Die Gewebeproben waren anlässlich der Entfernung eines gutartigen Hypophysentumors entnommen worden, die nicht im Zusammenhang mit COVID-19 stand.

Alle 9 Patienten litten an einer Anosmie, was durch einen Spezialtest („Smell Identification Test“) bestätigt worden war. Zum Vergleich wurden die Biopsien von 15 weiteren Patienten untersucht, die nicht an einer Anosmie litten.

Bei keinem der 9 Patienten konnten die Forscher Zeichen einer anhaltenden Infektion mit SARS-CoV-2 entdecken. Sie fanden allerdings eine weit verbreitete Infiltration mit T-Zellen. Dies spricht für eine anhaltende Entzündungsreaktion im Riechepithel.

Sie könnte sich nach Ansicht der Forscher gegen die Stützzellen im Riechepithel richten, die während der Akutphase mit SARS-CoV-2 infiziert sind. Dass die Stützzellen in Abwesenheit der Viren von den T-Zellen attackiert werden, deutet auf eine Autoimmun­reaktion hin.

Dafür spricht laut Goldstein auch eine Anreicherung von dendritischen CD207-Zellen sowie der Rückgang von entzündungshemmenden M2-Makrophagen.

Das Gesamtbild spricht für einen anhaltenden Angriff auf die Stützzellen. Da diese Zellen für den Erhalt der Sinneszellen in der Nasenschleimhaut benötigt werden, könnte es anschließend zum Untergang der Sinneszellen kommen, wofür die Forscher eben­falls Anzeichen fanden.

Wenn die Vermutungen zutreffen, dann könnte eine rechtzeitige lokale Behandlung, die den Angriff der T-Zellen stoppt, die Zerstörung der Sinneszellen verhindern. Dies ist bisher noch nicht in klinischen Studien erprobt worden.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung