Luftverschmutzung lässt Blutdruck kurz- und langfristig steigen

Guangzhou/China – Die Exposition gegenüber Feinstaub und anderen Luftschadstoffen kann sowohl kurz- als auch langfristig den Blutdruck erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Meta-Analyse in Hypertension (2016; doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.116.07218).
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache und die arterielle Hypertonie gilt als ihr wichtigster Risikofaktor. Nach einer Schätzung sollen 16,5 Prozent aller Todesfälle auf erhöhte Blutdruckwerte zurückzuführen sein (JCvD 2013; 1: 1-2). Die Ursachen der Hypertonie sind vielfältig und erst teilweise erforscht. Ein Einfluss von Luftschadstoffen wird seit einiger Zeit vermutet. Ein Team um Tao Liu vom Provincial Institute of Public Health in Guangdong (dem früheren Kanton) hat jetzt die Daten von 17 Studien in einer Meta-Analyse ausgewertet die den kurz- und langfristigen Einfluss von Luftschadstoffen auf den Blutdruck untersucht haben.
Die Studien hatten insgesamt 108.000 Hypertonie-Patienten und 220.000 Kontrollen ohne erhöhten Blutdruck verglichen. Ein hoher Blutdruck war definiert als ein systolischer Blutdruck über 140 mm Hg und/oder ein diastolischer Blutdruck über 90 mm Hg oder eine antihypertensive Behandlung. Der kurzfristige Einfluss wurde in Zeitreihenanalysen untersucht, in den Studien zum langfristigen Einfluss wurde die Luftqualität mit den Blutdruckwerten in größeren Kohorten in Beziehung gesetzt.
Die Studien zu den kurzfristigen Auswirkungen zeigten einen signifikanten Einfluss von Schwefeldioxid (SO2), Feinstaub (PM10) und Feinststaub (PM2,5). In den Studien zu den langfristigen Auswirkungen waren vor allem Stickstoffdioxid (NO2) und PM10 mit einer arteriellen Hypertonie assoziiert. Das Ausmaß des Risikos war in der Regel gering. Für die kurzfristige Exposition gegenüber SO2 ermittelt Liu eine Odds Ratio von 1,046 für jeden Anstieg um 10 µg/m3. Beim PM2,5 waren es 1,069 und beim PM10 1,024. Bei der langfristigen Exposition mit NO2 betrug die Odds Ratio 1,034 pro 10 µg/m3 NO2 und 1,054 für den gleichen Anstieg von PM10. Die Assoziationen waren jedoch statistisch signifikant, und da die arterielle Hypertonie sehr häufig ist, kann bereits ein leichter Anstieg des Risikos auf Bevölkerungsebene zu einer beträchtlichen Zunahme der Erkrankungsfälle führen.
Wie Luftschadstoffe den Blutdruck erhöhen, ist nicht genau bekannt. Liu vermutet, dass es zu einer vermehrten entzündlichen Reaktion in den Blutgefäßen kommt und der oxidative Stress ansteigt.
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