Magensäure-Blocker Lansoprazol wirkt gegen Tuberkulose

Köln – Ein neues Antibiotikum gegen Tuberkulose (TB) haben Wissenschaftler der Uniklinik Köln und der Schweizer Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) entdeckt. Der Säureblocker Lansoprazol wirke gegen multiresistente Tuberkulose-Bakterien, berichteten die Forscher im Juli in Nature Communications (DOI: 10.1038/ncomms8659).
Resistenzen gegenüber TB-Medikamenten sind weit verbreitet. Im Jahr 2013 verursachte das TB-Bakterium Mycobacterium tuberculosis 1,5 Millionen Tote und fast neun Millionen Neuinfektionen. Neue Antibiotika gegen das Bakterium sind dringend erforderlich. Laut der Arbeitsgruppe sind im Augenblick nur wenige neue Wirkstoffkandidaten in klinischen Studien. Erschwerend komme hinzu, dass die Entwicklung neuer TB-Medikamente bis zur Anwendung beim Menschen mindestens zehn Jahre dauere.
Ein effizienter Ansatz besteht darin, etablierte Medikamente, die bereits in der klinischen Anwendung sind, auf ihre Wirkung als Antibiotikum hin zu untersuchen. Mit einer neuen Screening-Methode testete das internationale Team um Jan Rybniker, Wissenschaftler in der Infektiologie an der Uniklinik Köln, eine große Gruppe von zugelassenen Medikamenten und identifizierte das Medikament Lansoprazol als Substanz mit potenzieller Wirksamkeit gegen TB-Bakterien.
Der Wirkstoff funktionierte allerdings nur, wenn sich die Bakterien innerhalb von Lungenzellen oder menschlichen Abwehrzellen befanden. Die Forscher untersuchten den zugrunde liegenden Mechanismus der intrazellulären Anti-TB-Aktivität von Lansoprazol und konnten zeigen, dass das Medikament von den menschlichen Zellen zunächst in ein aktives Stoffwechselprodukt umgewandelt werden muss, bevor es die Bakterien töten kann.
Dieser Lansoprazol-Metabolit hemmt die Aktivität eines Enzyms, das von entscheidender Bedeutung für die Energiegewinnung des Bakteriums ist. „Als wirksames Medikament gegen resistente Stämme von M. tuberculosis bietet uns diese neue Klasse von Medikamenten eine ausgezeichnete Grundlage, die Tuberkulose zu behandeln“, hofft Rybniker.
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