Malaria: Zahl der Krankheitsfälle steigt wieder an

Neu-Delhi – Die Zahl der Malariafälle weltweit steigt wieder – und das, obwohl sie jahrelang rückläufig war. In einigen Ländern und Regionen sei der Kampf gegen die Malaria ins Stocken geraten, warnte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Ohne neue Ansätze und mehr Ressourcen sei „fast sicher“ mit einem Anstieg von Krankheits- und Todesfällen zu rechnen, sagte er gestern zur Vorstellung des diesjährigen Malariaberichts der Weltgesundheitsorganisation.
Laut Bericht haben 91 Länder im vergangenen Jahr 216 Millionen Malariafälle gemeldet. Zum Vergleich: 2015 waren es 211 Millionen, 2010 gab es noch 237 Millionen Fälle. Die Anzahl der Todesfälle sei dagegen weitgehend unverändert geblieben. 440.000 Menschen starben demnach 2016 an Malaria. Dies entspreche in etwa der Zahl aus dem Vorjahr. 14 Länder aus der Subsahara-Region Afrikas sowie Indien vermeldeten 80 Prozent der Todesfälle.
Fehlende Mittel
Es sei schwierig, die rückläufige Entwicklung auf einen bestimmten Grund zurückzuführen, sagten die Wissenschaftler. Resistenzen gegen Arzneimittel und Insektenschutzmittel seien hierbei aber offenbar nicht ausschlaggebend. „Die Faktoren, die den Fortschritt beeinflussen können, reichen von unzureichenden finanziellen Mitteln und Lücken bei den Malaria-Vorbeugemaßnahmen bis hin zu klimabedingten Schwankungen“, erklärte Abdisalan Noor, Leiter der Aufsichtsabteilung der Malariainitiative der WHO.
Die internationalen Ausgaben für die Malariaeindämmung seien laut eigenen Angaben unzureichend, um die für 2030 anvisierten Ziele der weltweiten WHO-Kampagne zu erreichen. 2016 seien rund 2,7 Milliarden US-Dollar (circa 2,2 Milliarden Euro) dafür zusammengekommen. Das sei aber weniger als die Hälfte der jährlich benötigten 6,5 Milliarden US-Dollar (rund 5,4 Milliarden Euro). „Bei der derzeitigen Höhe der Finanzierung und der Verbreitung der verfügbaren Maßnahmen sind wir an die Grenzen dessen gestoßen, was im Kampf gegen die Krankheit erreicht werden kann“, sagte Noor.
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung forderte mehr Anstrengungen der Industriestaaten bei der Malariabekämpfung vor allem in Afrika. Geschäftsführerin Renate Bähr sprach von einem „Armutszeugnis“. Einfache und günstige Mittel wie etwa Moskitonetze reichten aus, um der Malaria vorzubeugen. Es mangele jedoch an ausreichender Finanzierung. Um die Malariaepidemie zu bekämpfen, wären bis 2020 rund 6,5 Milliarden Dollar jährlich nötig, 3,8 Milliarden Dollar mehr, als tatsächlich zur Verfügung stünden.
Dringend notwendig sind nach Angaben der Entwicklungsorganisation Investitionen in bestehende Medikamente, Präventionsmittel und Impfstoffe. Zudem müsse die Forschung intensiviert werden. Dazu müsse auch Deutschland seinen Beitrag leisten, so die Stiftung.
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