Europäischer Forschungsrat fördert Malariaforschung
Heidelberg – Heidelberger Wissenschaftler können in den kommenden Jahren mithilfe des Europäischen Forschungsrats daran arbeiten, Rätsel um die Infektionskrankheit Malaria zu lösen. „Ohne ausreichend Wasser gibt es keine Anopheles-Mücken – und ohne Mücken keine neuen Malariainfektionen des Menschen. Wie übersteht der Malariaerreger Plasmodium falciparum also die Trockenzeit in seinen Verbreitungsgebieten, in denen es kaum Wasserflächen zur Entwicklung der Mückenlarven gibt?“, erläuterte die Nachwuchsgruppenleiterin Silvia Portugal aus der Abteilung Parasitologie am Zentrum für Infektiologie, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg, ihren Forschungsfokus.
Ihre Arbeit wird in den kommenden fünf Jahren durch einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrates (European Research Council – ERC) mit 1,5 Millionen Euro unterstützt. Der ERC Starting Grant ist eine Forschungsförderung der Europäischen Union, mit deren Hilfe Wissenschaftler Grundlagenforschung und visionäre Projekte vorantreiben sollen.
Fest steht laut Portugal, dass infizierte, aber nicht erkrankte Menschen ein wichtiges Übertragungsreservoir für den Parasiten sind, denn es gelingt ihm, sich während der Trockenzeit so zu verändern, dass die Malariainfektion keine Beschwerden verursacht.
Das erfolgreiche Versteckspiel des Erregers scheint genetische Ursachen zu haben. „Unsere vorläufigen Daten geben Hinweise darauf, dass Plasmodium falciparum das Ablesen seiner Gene in der Trockenzeit verändert, während das Immunsystem des Wirts kaum auf den Krankheitserreger reagiert. Dies deutet darauf hin, dass der Parasit sich sehr gut an Zeiträume anpassen kann, in denen keine Mücken zur Übertragung auf neue Wirte zur Verfügung stehen“, erläuterte die Wissenschaftlerin.
Die Parasitologin will in den kommenden fünf Jahren die Mechanismen herausfinden, mit denen der Parasit für das Immunsystem unerkannt bleibt, solange keine Mücken unterwegs sind – und wie er in der folgenden Regenzeit seine Übertragung wieder in Gang setzt.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erkrankten 2015 rund 210 Millionen Menschen an Malaria, circa 430.000 starben daran. Betroffen sind vor allem Länder der Tropen und Subtropen, insbesondere afrikanische Staaten südlich der Sahara.
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