Ärzteschaft

Mammografie vermutlich demnächst bis zum Alter von 75 Jahren

  • Donnerstag, 13. Juli 2023
/Peakstock, stock.adobe.com
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München – Die Altersgrenze für die Mammografie könnte noch in diesem Jahr sukzessive auf 75 Jahre ange­hoben werden. Davon gingen Experten auf dem 42. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie in München aus. Für jüngere Frauen ab 45 Jahren wird die Brustkrebsvorsorge allerdings auch künftig nicht angeboten, obwohl es auch hier Anhaltspunkte für einen Nutzen gibt.

Das Mammografiescreening wird in Deutschland aktuell nur Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren angeboten. Alle Frauen in dieser Altersgruppe erhalten alle zwei Jahre eine Einladung zur Teilnahme.

Für Ulrich Bick von der Berliner Charité und Walter Heindel von der Universität Münster steht fest, dass das Mammografiescreening noch in diesem Jahr auf ältere Frauen ausgeweitet wird. Die beiden Experten erklär­ten auf dem Senologie-Kongress, dass alle Voraussetzungen erfüllt seien, nachdem am 15. Dezember letzten Jahres auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) seine Zustimmung gegeben habe.

Das BfS war in einer wissenschaftlichen Bewertung zu dem Schluss gekommen, dass das strahlenbedingte Krebsrisiko mit zunehmendem Alter abnehme und für Screeninguntersuchungen wie der Mammografie ab 70 Jahren „praktisch keine Rolle“ mehr spiele.

Ein Nutzen-Risiko-Verhältnis von 10 zu 1 wäre nach dem Gutachten bereits zu erwarten, wenn das Brust­krebs­screening die Krebssterblichkeit um 4 % senken würde. Der Rückgang könnte deutlich stärker ausfallen.

Eine Metaanalyse der Malmö I-Studie und der Two-County-Studie, die in Schweden Frauen ab dem Alter von 70 Jahren auf zwei beziehungsweise sieben Mammografieuntersuchungen oder eine Kontrollgruppe rando­misiert hatten, ermittelte eine Reduktion der Brustkrebsmortalität um 23 %. Die Risk Ratio von 0,77 hatte allerdings bei einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,54 bis 1,09 das Signifikanzniveau verfehlt.

Vor dem BfS war im Juli letzten Jahres das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) zu dem Ergebnis gekommen, dass der Nutzen eines Screenings bei älteren Frauen größer sei als die Risiken, die in einer Verunsicherung durch falsch-positive Befunde oder in der Überdiagnose (und Behand­lung) von Tumoren bestehen könnte, die das Leben der betroffenen Frauen nicht gefährden würden.

Das IQWiG hatte allerdings auf die Schwächen der beiden Studien hingewiesen, die vor mehreren Jahrzehnten durchgeführt wurden und an denen nur wenige Frauen zwischen 70 und 74 Jahren teilgenommen hatten. Der brustkrebsspezifische Überlebensvorteil könnte nach Einschätzung des IQWiG in dieser Altersgruppe auch etwas kleiner ausfallen als bei den Frauen zwischen 50 bis 69 Jahren.

Damit die Mammografie auch bis zum Alter von 75 Jahren von den Krankenkassen übernommen wird, braucht es noch den endgültigen Beschluss vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GB-A).

„Wann genau der G-BA die Krebsfrüherkennungs-Richtlinie dahingehend anpassen und die Umsetzungsdetails festlegen kann, steht momentan noch nicht fest", sagte eine Sprecherin des GB-A dem Deutschen Ärzteblatt. Interne Beratungen liefen aktuell. Zusätzlich müsse das Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukle­are Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) die Ausweitung strahlenschutzrechtlich noch genehmigen.

Ausweitung der Altersgrenze nach unten noch ungewiss

Eine bessere Evidenz hatte das IQWiG für Frauen im Alter von 45 bis 49 Jahren gesehen. Hier steht der Prüf­be­richt des Bfs allerdings noch aus. Aller Voraussicht nach will das Bfs den Bericht laut eigenen Angaben im 4. Quartal dieses Jahs an das BMUV übermitteln.

Die EU-Brustkrebsleitlinie rät bereits seit März 2021 dazu, auch Frauen zwischen 45 und 49 Jahren in ein Brustkrebs-Früherkennungsprogramm einzubeziehen.

rme/mim

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