Marburger Bund: Korrektur des DRG-Systems gefordert – Henke wiedergewählt

Berlin – Die 124. Hauptversammlung des Marburger Bundes (MB) hat heute die politisch Verantwortlichen aufgefordert, das flächendeckend angewandte DRG-System zur Abrechnung stationärer Leistungen durch ein differenziertes, dem Versorgungsbedarf entsprechendes Abrechnungssystem zu ersetzen.
„Stopp dem DRG-System in der jetzigen Form!“, lautet der Titel des entsprechenden Beschlusses, den die knapp 200 Delegierten mit großer Mehrheit fassten. „Wir Ärzte werden zunehmend als Produktionsmittel instrumentalisiert und können unseren eigentlichen Auftrag am Patienten nicht mehr angemessen erfüllen“, heißt es darin weiter. Dies führe zunehmend zu ethischen Konflikten. Die kurative, helfende Medizin werde immer weiter marginalisiert.
Ein alternatives System könne weiterhin die Kalkulation bestimmter einfach standardisierbarer Leistungen anhand von Fallpauschalen beinhalten, müsse sich aber vordringlich an dem bestehenden, regional durchaus unterschiedlichen Versorgungsbedarf und der Versorgungsqualität ausrichten.
Situation in den Kliniken allmählich unerträglich
„Dieser Beschluss ist das Stoppschild für die Politik, dass es so nicht weiter geht“, kommentierte Johannes Albert Gehle vom MB-Bundesvorstand den Beschluss. Die Situation in den Kliniken werde allmählich unerträglich. „Wäre das DRG-System ein Medikament, müsste man sie sofort vom Markt nehmen, weil zu viele Nebenwirkungen auftreten“, ergänzte Günter Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin.
Die Gesetzgeber auf Bundes- und Landesebene fordern die Delegierten in einem weiteren Beschluss auf, für eine auskömmliche Finanzierung der Krankenhäuser zu sorgen. „Hierzu gehören insbesondere die volle Refinanzierung der Personalkosten sowie die volle Bezahlung aller erbrachten Krankenhausleistungen. Fehlanreize zur Erbringung von aus medizinischer Sicht nicht notwendigen Leistungen sind unbedingt zu vermeiden.“ Ohne auskömmliche Finanzierung der Kliniken seien weiterer Personalabbau und eine fortschreitende Arbeitsverdichtung unvermeidbare Folgen, die letztendlich zu einer schlechteren Patientenversorgung führen würden.
Das derzeitige Finanzierungssystem für Krankenhausleistungen sei unzureichend und müsse sofort korrigiert werden. „Die unterschiedlichen Gewinnmargen der verschiedenen Fallpauschalen bewirken, dass unabhängig von der medizinischen Indikation rentable DRGs bevorzugt angeboten und abgerechnet werden und damit eine gefährliche Über- und Fehlversorgung generiert wird. Gleichzeitig geraten immer mehr Kliniken, deren Kompensationsspielraum geringer ist, in eine wirtschaftliche Schieflage.“
Mit 177 von 194 gültigen Stimmen bestätigten die Delegierten Rudolf Henke als 1. Vorsitzenden des Bundesverbandes. Der 59jährige Internist und Bundestagsabgeordnete aus Aachen hatte keinen Gegenkandidaten. 2. Vorsitzender bleibt der 45jährige Andreas Botzlar, chirurgischer Oberarzt an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Murnau. Auch hier gab es keinen Gegenkandidaten. Auf Botzlar entfielen 171 von 190 gültigen Stimmen.
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