Ärzteschaft

Marburger Bund: Neuer Vorstand gewählt

  • Samstag, 5. November 2016
Uploaded: 06.11.2016 16:13:24 by mis
Frank Reuther, Henrik Herrmann, Andreas Botzlar, Melanie Rubenbauer, Albert Gehle, Rudolf Henke, Victor Banas (cooptierter Studierendenvertreter), Susanne Johna, Peter Bobbert, Sabine Ermer (v.l.)

Berlin – Die Hauptversammlung des Marburger Bundes (MB) hat heute in Berlin einen neuen Vorstand gewählt. Dessen bisheriger 1. Vorsitzender Rudolf Henke (62) wurde mit 175 von 194 gültig abgegebenen Stimmen in seinem Amt bestätigt. Der Internist aus Aachen hatte keinen Gegenkandidaten. Henke steht dem MB seit 2007 vor. Seit 2009 gehört er dem Deutschen Bundestag an. Seit 2011 ist er außerdem Präsident der Ärztekammer Nordrhein. 2. Vorsitzender des MB bleibt Andreas Botzlar (48). Auf den Chirurgen aus München entfielen 180 von 198 gültig abgegebenen Stimmen. Er hatte ebenfalls keinen Gegenkandidaten. Botzlar ist seit 2011 2. Vorsitzender des MB Bundesverbandes, bereits seit 2009 steht er dessen Kleiner Tarifkommission vor. In diesem Jahr wurde er im Landesverband Bayern zum Vorsitzenden gewählt.

Gewählt wurden auch die sieben Beisitzer im MB-Vorstand. Sabine Ermer (60) zog mit 162 von 193 gültig abgegebenen Stimmen erneut in den Vorstand ein. Die Internistin aus dem sächsischen Eilenburg gehört dem Gremium seit 2010 an. Sie ist seit 2006 Vorsitzende des MB-Landesverbandes Sachsen und gehört seit 2015 dem Vorstand der dortigen Landesärztekammer an. Ebenfalls wiedergewählt wurde Johannes Albert Gehle (55). Auf den Anästhesiologen aus Bochum entfielen 187 von 198 gültig abgegebenen Stimmen. Gehle ist seit 2007 Mitglied im MB-Vorstand. Seit 2008 gehört er dem Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe an. Weder Ermer noch Gehle hatten einen Gegenkandidaten.

Im dritten Wahlgang traten das bisherige Vorstandsmitglied im Bundesverband, Andreas Scholz, und der Vorsitzende des MB-Landesverbands Berlin/Brandenburg, Peter Bobbert (38), zur Wahl an. Bobbert setzte sich mit 141 von 200 gültig abgegebenen Stimmen durch. Der Internist aus Berlin gehört seit 2013 auch dem Vorstand der dortigen Ärztekammer an.

Ohne Gegenkandidaten trat im vierten Wahlgang MB-Vorstand Frank Reuther (45) zur Wiederwahl an. Der Rechtsmediziner und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie aus Ulm wurde mit 128 von 189 gültig abgegebenen Stimmen gewählt. Reuther ist zugleich Vorsitzender des MB-Landesverbandes Baden-Württemberg. Ebenfalls ohne Gegenkandidatin blieb Susanne Johna (51). Für die Internistin und Vorsitzende des MB-Landesverbandes Hessen stimmten 185 Mitglieder bei 198 gültig abgegebenen Stimmen. Johna wurde erst im Mai dieses Jahres von den Delegierten des Deutschen Ärztetages in den Vorstand der Bundesärztekammer gewählt.

Die Radiologin Melanie Rubenbauer (39), die auch dem Vorstand der Bayerischen Landesärztekammer angehört, trat auch ohne Gegenkandidaten zur Wahl. Sie zog mit 146 von 189 gültig abgegebenen Stimmen in den MB-Bundesvorstand ein. Für den letzten Beisitzerposten gab es drei Kandidaten: den Internisten Henrik Herrmann, seit 15 Jahren Vorstandsmitglied der Landesärztekammer Schleswig-Holstein und seit drei Jahren Vorsitzender des dortigen MB-Landesverbandes, die Ärztin in Weiterbildung Julia Grauer (35) aus Bahlingen sowie den im dritten Wahlgang unterlegenen Andreas Scholz. Da keiner der Bewerber die erforderliche Mehrheit erhielt, wurde ein weiterer Wahlgang erforderlich, bei dem Scholz nicht mehr antrat. Mit 129 von 196 gültig abgegebenen Stimmen setzte sich zum Schluss Henrik Herrmann durch.

Erstmals Geschlechterquote bei der Vorstandswahl
Bei der Vorstandswahl musste erstmals eine Geschlechterquote beachtet werden, die die MB-Hauptversammlung im Mai dieses Jahres nach einer leidenschaftlich geführten Debatte beschlossen hatte. Danach müssen dem MB-Vorstand, der alle drei Jahre neu gewählt wird, künftig mindestens jeweils drei Frauen und drei Männer angehören. Außerdem wurde die Zahl der Vorstandsmitglieder von sieben auf neun erweitert. Der MB habe mit der Geschlechterquote einen wegweisenden Beschluss gefasst, der vor allem dazu dienen solle, alle Mitglieder zur Mitarbeit in den Gremien zu motivieren, hatte der MB-Vorsitzende Henke damals erklärt: „Ich bin sicher, dass wir damit auch ein starkes Signal in die ärztliche Selbstverwaltung senden.“

Patienten wollen keine Wartelistenmedizin
Vor den Wahlen hatte sich die Hauptversammlung gesundheitspolitisch positioniert. In seinem Bericht zur Lage setzte sich der MB-Vorsitzende Henke insbesondere mit dem Thesenpapier der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina auseinander, die eine drastische Reduzierung der Zahl der Krankenhäuser in Deutschland gefordert hatte. In diesem Zusammenhang kritisierte Henke auch den Vorsitzenden der Kassen­ärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, der sich gegenüber der Rheinischen Post ähnlich geäußert hatte. „Wir stehen vor einer Generaldebatte, ob nicht ein Teil der Krankenhäuser entbehrlich ist“, meinte Henke. Damit rede man Rationierung und Unterversorgung das Wort, so der MB-Vorsitzende. Die Patienten in Deutschland wollten keine Wartelistenmedizin.

Die Arbeitsbelastung führt zu einem Wertekonflikt
Mehr Zeit für die Patienten, für den kollegialen Austausch, für die ärztliche Fort- und Weiterbildung sowie für Forschung Lehre forderte die Hauptversammlung in einer Entschließung. Der Zeitmangel habe so stark zugenommen, dass er selbst durch tägliche Überstunden nicht mehr zu kompensieren sei. „Die Arbeitsüberlastung führt zu einem Wertekonflikt zwischen dem Anspruch der Ärzteschaft an eine gute Patientenversorgung und der notwendigen Zeit für Erholung und für sich selbst“, heißt es in der Entschließung der Ärztegewerkschaft.

Sie forderte deshalb von den Arbeitgebern mehr planbare freie Zeit für die Ärzte, eine ausreichende Personalbesetzung, mehr freie Wochenenden, eine Freistellung für Fortbildungen und mehr Wertschätzung. Die Arbeitgeber müssten darüber hinaus ihre Blockadehaltung bei der Festlegung von Personalstandards aufgeben. Am Vortag hatte der MB-Vorsitzende Henke angedeutet, dass die ärztliche Arbeitszeit im Mittelpunkt der nächsten Tarifverhandlungen mit den kommunalen Arbeitgebern Ende 2018 stehen könnte. Das müsse jetzt mit der Basis diskutiert werden.

HK

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