Marburger Bund warnt vor Aufweichung europäischer Standards

Berlin – Der Marburger Bund (MB) hat sich gegen den Abbau von Arbeits-schutzstandards gewandt. Er bezieht sich dabei auf eine neue Broschüre „DKG-Positionen zur Europawahl 2014“ der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Diese fordert darin, „differenzierte Formen der Arbeitszeit und ihrer Bewertung“ zuzulassen. „Bereitschaftsdienst ist Arbeitszeit und muss auch so bezahlt werden. Die Krankenhäuser haben es selbst in der Hand, ihre Arbeitsorganisation nach modernen, vor allem auch familienfreundlichen Gesichtspunkten zu gestalten. Kluge Köpfe im Krankenhausmanagement haben das längst verstanden“, sagte der MB-Vorsitzende Rudolf Henke.
Er kritisierte, die DKG wolle „die Uhr zurückdrehen in eine Zeit, als für Ärzte Marathondienste über 30 Stunden an der Tagesordnung waren und Bereitschaftsdienste in der Nacht, an Feiertagen und an Wochenenden nur teilweise als Arbeitszeit anerkannt wurden“. Im Augenblick missachteten viele Krankenhäuser die bestehenden Höchstarbeitszeitgrenzen und nur etwa die Hälfte der Krankenhäuser erfassten sämtliche Arbeitszeiten systematisch, so Henke.
Laut einer Mitgliederbefragung des MB aus dem vergangenen Jahr arbeiten drei Viertel der angestellten Ärzte im Durchschnitt mehr als 48 Stunden pro Woche. 47 Prozent erklärten, dass ihre tatsächliche Wochenarbeitszeit inklusive Überstunden und Bereitschaftsdienste im Durchschnitt zwischen 49 und 59 Stunden liegt. 71 Prozent der befragten Ärzte hatten angegeben, durch die Gestaltung der Arbeitszeiten in ihrer Gesundheit beeinträchtigt zu sein, zum Beispiel in Form von Schlafstörungen und häufiger Müdigkeit.
„Die deutschen Krankenhäuser müssen sich entscheiden: Wollen sie mit ihren Mitarbeitern gemeinsam dafür streiten, dass die Krankenhäuser ausreichend Personal zur Verfügung haben, um ihren Aufgaben gerecht zu werden? Oder wollen sie einen neuen Konflikt heraufbeschwören, indem sie auf europäischer Ebene Errungenschaften des Arbeitnehmer- und Patientenschutzes wieder infrage stellen?“, so Henke an die Adresse der DKG.
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