Politik

Masern: Gröhe droht mit möglichem Impfzwang

  • Montag, 13. April 2015
Uploaded: 14.04.2014 19:28:32 by mis
dpa

Berlin/Sydney – Angesichts der nach wie vor hohen Zahl an Masern-Erkrankungen hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) Impfverweigerern mit einem Impfzwang gedroht. Nicht impfen sei verantwortungslos, sagte Gröhe der Deutschen Presse-Agentur und dem NDR und fügte hinzu: „Wir müssen auch der Panikmache einiger Impfgegner entgegentreten”. Er erläuterte: „Wer ohne medizinische Notwendigkeit seinem Kind den Impfschutz verweigert, schadet nicht nur diesem Kind, sondern auch Kindern, die zum Beispiel zu klein sind, um geimpft zu werden, oder Kindern, die tatsächlich aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.”

Auch weitergehende Schritte wie das Thema Impflicht dürften kein Tabu sein, bekräftigte der Gesundheitsminister. „Wir werden diese Fragen sorgfältig, aber konsequent im Rahmen der jetzt anstehenden parlamentarischen Beratungen zum Präventionsgesetz debattieren und dann entscheiden.”

Gröhe bekräftigte, diese Krankheit sei unnötig, weil es einen wirksamen Impfschutz gebe. Um die Impfquote zu steigern, sei im Präventionsgesetz vorgesehen, die Beratung vor dem Besuch einer Kindertagesstätte (Kita) verpflichtend festzulegen. Auch solle bei jeder Jugend- oder Erwachsenenuntersuchung der Impfstatus abgefragt werden. Welche Konsequenzen bei einer Impfverweigerung zu ziehen seien, müsse auch mit den Ländern erörtert werden, damit diese dortauch Regelungen in ihren Kindergartengesetzen umsetzen könnten.

Wieler plädiert für Anreize zur freiwilligen Impfung
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, sprach gegen eine dauerhaft geltende Masern-Impfflicht aus. „Es kann Situationen geben, in denen man zeitlich und räumlich beschränkt über so etwas nachdenkt“, sagte Wieler den Dortmunder Ruhr Nachrichten vom Montag. Langfristig sei es sinnvoller, zu freiwilligen Impfungen zu animieren. „Wir müssen die Menschen zum Impfen motivieren und aktiver auf die Bevölkerung zugehen, vor allem auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ja eher selten zum Arzt gehen.“

Vor allem bei jungen Erwachsenen habe Deutschland ungenügende Masern-Impfquoten. „Wir erreichen bei Weitem nicht die Ziele der Weltgesundheitsorganisation WHO“, sagte Wieler. „In Deutschland gab es im letzten Jahr 20 Mal so viele Neuinfektionen, wie bei den Plänen für eine schrittweise Ausrottung der Krankheit vorgesehen.“

Noch keine Ende der Masern-Epedemie absehbar
Rund ein halbes Jahr nach dem Masern-Ausbruch in Berlin ist noch kein Ende absehbar. Seit Oktober wurden dort mehr als 1.000 Fälle gemeldet. Mindestens 80 Fälle wurden in Thüringen, hier insbesondere in Erfurt, registriert, 75 in Bayern. In Berlin wurden den Behörden zufolge mindestens 330 Kinder zeitweilig von Kitas und Schulen ausge­schlossen.

Australien plant einem Medienbericht zufolge, jenen Eltern, die Ihre Kinder nicht impfen lassen, Sozialleistungen zu entziehen. Laut Sydney Morning Herald will Sozialminister Scott Morrison die Regeln etwa für Steuervergünstigungen und Hilfen zur Kindesbetreuung verschärfen. Wer solche Hilfen suche, dürfe nicht länger Einwände gegen Impfungen aus Gewissensgründen vorbringen.

Dem Bericht zufolge reichten Eltern Zehntausender Kindern solche Einwände ein, aus persönlichen, philosophischen, religiösen oder medizinischen Gründen. Auch in Australien haben Ausbrüche von Masern, Keuchhusten und anderer vermeidbarer Erkrankungen eine Impfdebatte entfacht.

dpa

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