Politik

Medienanstalt prüft umstrittenes Video von Klöckner mit Nestlé

  • Freitag, 7. Juni 2019
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Berlin – Nach massiver Kritik an einem Video von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) mit dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé prüft die Medienanstalt Berlin-Brandenburg den Clip. „Wir wollen erstmal hören, was da passiert ist“, sagte eine Sprecherin der Medienanstalt. Daher wolle die Behörde sich mit dem Ministerium über den Hintergrund des Videos austauschen.

Grundsätzlich sei der Einrichtung immer an Transparenz gelegen, betonte die Spre­che­rin. Den Clip hatte das Ministerium bereits am vergangenen Montag getwittert. Darin bedankt sich die Ministerin beim Nestlé-Deutsch­landchef Marc-Aurel Boersch für die Unterstützung des Konzerns bei Klöckners Initiative zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Lebensmitteln.

Seit vorgestern ist Klöckner deswegen scharfer Kritik ausgesetzt. Auf sozialen Netz­wer­ken warfen zahlreiche Nutzer der Ministerin vor, bei dem Video handele es sich um Schleichwerbung. Zu den Kritikern gehörten auch SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach und Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.

Göring-Eckardt warf der Ministerin vor, sie habe ein „Werbevideo“ für Nestlé gedreht. Lauterbach bezeichnete den Vorgang als „peinlich, ja bitter“. Er twitterte: „Klöckner lässt sich von Nestlé-Lobbyisten erst die Zuckersteuer und die Lebensmittelampel abverhandeln und tritt dann bei PR-Events von Nestlé auf.“

Die Verbraucherorganisation foodwatch warf ihr gestern ebenfalls eine zu große Nähe zu Lebensmittelunternehmen vor. „Nestlé hat gerade im Bereich Kinderlebensmittel ein völlig unausgewogenes überzuckertes Sortiment“, sagte footwatch-Chef Martin Rücker der ARD. Er erwarte von einer Ministerin, dass sie sich nicht gemein mache mit den Interessen der Unternehmen. „Dass sie nicht die Unternehmen bewirbt, son­dern dass sie vor allem klar macht, dass sie die Aufgabe hat, dieses Problem zu lösen“ – gegebenenfalls auch gegen die Unternehmensinteressen.

Klöckner und ihr Ministerium verteidigten das Video, die Ministerin nannte Kritiker im Internet „Hatespeaker“ (Hassredner). Die provozierte wiederum Gegenkritik im Netz. Der Youtuber Rezo schrieb auf Twitter: „Fun Fact: Hätte ich exakt diesen Tweet mit genau so einem Video gepostet, hätte ich es als #Werbung kennzeichnen müssen.“

Rezo hatte mit einem Anti-CDU-Video „Zerstörung der CDU“ vor der Europawahl die Parteispitze um Annegret Kramp-Karrenbauer verunsichert. Ihre anschließenden Reaktionen wurden auch in den eigenen Reihen heftig kritisiert. Kramp-Karrenbauer räumte anschließend ein, Fehler im Umgang mit dem Video gemacht zu haben und die CDU medial besonders mit Blick auf solche jungen Medien neu aufstellen zu müssen.

Eine Sprecherin des Klöckner-Ministeriums machte deutlich, dass das Video auch intern für Debatten sorge. „Ja, man tauscht sich darüber aus“, sagte sie auf die Frage, ob es im Haus eine Debatte um das Video gebe. Zur Umsetzung der Strategie für weniger Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln gehöre aber auch, „mit allen Beteiligten zu sprechen“, auch mit Unternehmen. Wenn diese sich verpflichteten, ihre Produkte zu ändern, sei das ein Erfolg – und darum sei es gegangen.

Regierungssprecher Steffen Seibert verwies darauf, dass Vertreter der Bundesregie­rung sich immer wieder mit Vertretern von Unternehmen treffen und gemeinsam äußern – „auch in der analogen, nichtdigitalen Welt“, sagte er. „Darin ist nicht Werbung zu sehen.“

afp/dpa

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