Medizinstudienplätze: Ärzte wollen Parteien in Thüringen an Wahlprogrammen messen

Weimar – Am 27. Oktober wird in Thüringen eine neue Landesregierung gewählt. Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KV) und Landesärztekammer Thüringen haben die Parteien jetzt dazu aufgerufen, die Erhöhung der Medizinstudienplätze in die Wahlprogramme aufzunehmen.
„Die Ärzteschaft Thüringens wird die Wahlprogramme der Parteien an diesem Punkt messen“, sagte Ellen Lundershausen, Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen. Es sei fünf nach zwölf für Thüringen, endlich mehr Mediziner auszubilden.
„Der Verweis auf die lange Ausbildungszeit eines Mediziners kann nicht zur Ablehnung dieser Forderung führen, wie dies zum Teil derzeit aus dem Thüringer Wissenschaftsministerium erfolgt“, erklärte Annette Rommel, Erste Vorsitzende der KV Thüringen. Man könne die KV nicht mit dem Sicherstellungsauftrag der ärztlichen Versorgung auf dem Lande allein lassen und im Gegenzug nicht mehr Mediziner ausbilden. „Wir müssen jetzt beginnen“, so Rommel.
Thüringen ist nach Ansicht von KV und Ärztekammer bereits heute in der Medizinerausbildung abgehängt. Während umliegende Bundesländer wie Sachsen, Hessen oder Bayern bereits mehr Studienplätze und Fakultäten für Medizin aufbauten, glaube Thüringen das nicht tun zu müssen.
Dabei würden derzeit weniger Mediziner in Deutschland ausgebildet, als in der Vergangenheit. „Nach der Wende verfügte Gesamtdeutschland über etwa 16.000 Studienplätze. Heute sind es nur noch 9.500“, schreiben Ärztekammer und KV. Und das bei einer zunehmend älteren Bevölkerung und einer auch daraus folgenden höheren Frequenz der Arztkontakte.
„Wer glaubt, dass in Zeiten des Arztmangels die in anderen Bundesländern mehr ausgebildeten Mediziner später zu ihrer Tätigkeit nach Thüringen kommen, irrt. Mediziner bleiben nach wissenschaftlichen Untersuchungen in der Nähe ihrer Uni“, erklärten sie weiter. Wenn Thüringen bei der medizinischen Versorgung nicht abgehängt werden wolle, müssten jetzt mehr Medizinstudienplätze geschaffen werden.
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