Medizinstudierende fordern mehr Global Health an Hochschulen
Berlin – Mehr Bewusstsein für Themen der globalen Gesundheitsversorgung fordern die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) zusammen mit der studentische Initiative Universities Allied for Essential Medicines Europe (UAEM). Zusammen haben sie untersucht, welche Fakultäten in Deutschland sich besonders für das Thema engagieren und welche weniger.
Sie kritisieren, dass viele Medizinfakultäten ihrer globalen Verantwortung nicht gerecht würden. „Epidemien wie Ebola zeigen immer wieder, dass Krankheiten keine Grenzen kennen. Deshalb kann Gesundheit nicht nur national gedacht werden“, hieß es aus den beiden Organisationen. Laut bvmd und UAEM gibt es zu wenig Forschung zu vernachlässigten oder armutsassoziierten Krankheiten. Die Studierenden kritisieren zudem den Umgang mit Forschungsergebnissen. „Wenn medizinische Innovationen an Unternehmen ohne Vorbehalt verkauft werden, dienen sie mehr dem Profit der Pharmaindustrie als dem Gemeinwohl“, kritisieren sie.
Auch Universitäten für hohe Preise verantwortlich
„Bisher wissen wenige, dass auch Universitäten für die hohen Preise von Medikamenten mitverantwortlich sind. Ein Drittel der Medikamente, die auf den Markt kommen, haben ihren Ursprung in universitärer Forschung“, erläuterte Peter Tinnemann, der den Projektbereich Globale Gesundheitswissenschaften der Charité – Universitätsmedizin Berlin leitet.
„Jede biomedizinische Entwicklung, die von einer öffentlich finanzierten Forschungsinstitution gefördert wird, und die das Potenzial hat, zu einem Medikament weiterentwickelt zu werden, muss auch die Möglichkeit behalten, für die medizinische Versorgung auch in Ländern mit niedrigen Ressourcen zugänglich zu sein“, fasst Carolin Siech, Verantwortliche für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der bvmd, die Forderungen der Studierenden zusammen.
Bvmd und UAEM haben bundesweit 36 Fakultäten nach drei Aspekten beurteilt: Forscht die Universität im Bereich Global Health, besonders in Bezug auf armutsassoziierte und vernachlässigte Krankheiten? Fördert die Universität den nationalen und weltweiten Wissenstransfer und eine sozial gerechte Verwertung ihrer Forschungsergebnisse? Bringt sie ihren Studierenden nahe, was es bedeutet, Gesundheit global zu denken?
Die Initiatoren schrieben dazu die Universitäten an, recherchierten in öffentlich zugänglichen Datenbanken und befragten Studierende aller Fakultäten. Die Universitätskliniken Heidelberg, Würzburg und Tübingen schneiden danach am besten beim Thema Global Health ab.
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