Medizinstudierende plädieren für mehr Wissenschaft im Studium

Berlin – Zwei Drittel der Medizinstudierenden vergeben für die wissenschaftliche Ausbildung an ihren Universitäten und ihre Fähigkeit, wissenschaftlich zu arbeiten, die Schulnoten drei bis fünf. Das berichtet der Hartmannbund (HB) auf Basis einer Umfrage unter Medizinstudierenden zum Thema „Ärztliche Arbeitswelten. Heute. Und Morgen.“
Von den 1.027 Assistenzärzten, die im Rahmen der Umfrage Fragen zur medizinischen Promotion beantwortet haben, haben 322 ihren Doktortitel bereits in der Tasche. 468 Assistenzärzte arbeiten noch an ihrer Dissertation.
Von den Studierenden, die bereits ihre Dissertation geschrieben haben, vergeben 68 Prozent an ihre Fakultäten die Noten drei bis fünf für die Vorbereitung auf die Promotion. Von denen, die noch schreiben, beurteilen dies sogar 85 Prozent so. Das größte Verbesserungspotenzial im Promotionsverfahren sieht die Mehrheit der befragten Studierenden in der Betreuung während der Dissertation sowie in der Erlangung wissenschaftlicher Kompetenz im Studium.
Der Vorsitzende des HB, Klaus Reinhardt, sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf. „Wenn unsere Nachwuchsmediziner ernsthafte Absichten haben, während ihres Studiums wissenschaftlich arbeiten und promovieren zu wollen, sie aber gleichzeitig ihre wissenschaftliche Ausbildung mehrheitlich als eher mittelmäßig bis schlecht einschätzen, dann muss uns diese Diskrepanz zu denken geben“, sagte er.
Das stark verschulte Studium scheint dabei ein Problem zu sein: Zwei Drittel der befragten Studierenden glauben, dass eine fundierte studienbegleitende Promotion unter den heutigen Studienbedingungen nur schwer oder gar nicht realisierbar ist. „Die Rahmenbedingungen für eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung sind an vielen Fakultäten scheinbar noch nicht ausreichend geschaffen beziehungsweise etabliert“, kommentierte Moritz Völker, der Vorsitzende des Ausschusses „Medizinstudierende im Hartmannbund“, die Umfrageergebnisse.
Völker erteilte aber der Empfehlung der Hochschulrektorenkonferenz ein Absage, die medizinische Promotion nach dem Studium zu erstellen. „Diese Forderung lehnen wir ab, vor allem vor dem Hintergrund der besonderen Umstände unserer medizinischen Ausbildung mit einer Regelstudienzeit von sechs Jahren und der sich anschließenden Facharztausbildung“, sagte er. Es sei vielmehr dringend notwendig, die promotionsvorbereitende Forschungstätigkeit bereits in das Studium einzubetten, so Völker.
Dem Vorschlag des Medizinischen Fakultätentages, flächendeckend strukturierte Promotionsprogramme einzuführen und die wissenschaftlichen Inhalte im Medizinstudium stärker zu verankern, „pflichten wir bei, nur darf die Zeit nicht aus den Augen verloren werden, denn diese drängt“, so HB-Ausschuss-Vorsitzende.
Zuletzt hatte die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) im November 2016 mehr Wissenschaftskompetenz als Ausbildungsziel für alle angehenden Ärzte gefordert.
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