Medizinstudierende wehren sich gegen Landarztquote

Berlin – Die Forderung der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) nach einer Landarztquote hat scharfe Kritik bei Medizinstudierenden ausgelöst. „Wir sind sehr verwundert und enttäuscht über die Forderung. Eine Landarztquote macht überhaupt keinen Sinn“, erklärte die Sprecherin der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), Solveig Mosthaf, auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblatts.
„Es wäre ein fatales Signal, wenn gegen das eindeutige Votum der Medizinstudierenden mit Zwangsmaßnahmen oder dem verfrühten Festlegen von Studienbewerbern auf eine Jahre spätere Tätigkeit auf dem Land Versorgungsprobleme gelöst werden sollen“, sagte Moritz Völker, der Vorsitzende des Ausschusses der Medizinstudierenden im Hartmannbund. Auch die Delegierten des vergangenen Deutschen Ärztetages hatten sich in Hamburg gegen eine Landarztquote ausgesprochen.
Die 16 Gesundheitsminister der Länder votierten vergangene Woche auf ihrem Treffen in Warnemünde dafür, im Masterplan Medizinstudium 2020 jedem Bundesland die Option für eine eigene Landarztquote offenzuhalten. Wie hoch diese sein soll, bleibt offen. „Das hängt auch vom Bedarf in den einzelnen Ländern ab“, erklärte Birgit Hesse (SPD), diesjährige GMK-Vorsitzende und Gesundheitsministerin in Mecklenburg-Vorpommern. „Landarztquote“ bedeutet, dass ein Anteil von Medizinstudienplätzen Bewerbern zur Verfügung gestellt werden, die sich vorab – also vor dem Studium – verpflichten, als Landarzt tätig zu werden.
„Jungen Menschen kann man nicht abverlangen, sich zu einer hausärztlichen Tätigkeit in einer unterversorgten Region zu verpflichten, bevor sie überhaupt die Gelegenheit hatten, den Beruf und das Fach kennenzulernen. Eine solche Verpflichtung ist eine Zumutung – sie kann und darf kein Auswahlkriterium für eine Zulassung zum Medizinstudium sein“, kritisierte die bvmd.
Mosthaf erläuterte, warum die Quote aus Sicht der Studierenden auch versorgungstechnisch nicht sinnvoll ist: „Die Bereitschaft als Landarzt zu arbeiten sagt nichts über die Eignung des Bewerbers aus, Medizin zu studieren und Arzt zu werden“, erläuterte sie gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Die Auswahlkriterien für das Studium sollten aber eben darauf abzielen – möglichst gute künftige Ärzte für das Studium auszuwählen, so die bvmd-Pressesprecherin.
Der Deutsche Hausärzteverband (DHÄV) hat unterdessen die Beschlüsse der GMK zum Masterplan Medizinstudium 2020 begrüßt. Diese sehen unter anderem auch eine Quartalisierung des Praktischen Jahres (PJ) vor, verbunden mit der Einführung eines verpflichtenden Quartals in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung. Außerdem soll die Allgemeinmedizin verpflichtendes Prüfungsfach im dritten Staatsexamen werden. „Eine konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen würde zu einer deutlichen Stärkung der Allgemeinmedizin im Studium führen und damit auch dazu beitragen, dass sich zukünftig wieder mehr Studierende für den Hausarztberuf entscheiden“, sagte der DHÄV-Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt.
Die Beschlüsse der Gesundheitsminister sollen jetzt mit den Kultusministern der Länder abgestimmt werden.
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