Vermischtes

Medizintechnik­verbände für Priorisierung von Halbleitern

  • Montag, 1. August 2022
Das flexible Implantat mit 324 Elektroden und integrierter Elektronik stimuliert und erfasst neuronale Aktivität auf der Gehirnoberfläche. /Fraunhofer IZM, Tim Hosman
/Fraunhofer IZM, Tim Hosman

Berlin – Die Medizintechnikbranche hat sich für eine Priorisierung bei der Zuteilung von Halbleitern ausge­sprochen. Aufgrund der anhaltenden globalen Halbleiterknappheit sei eine europaweit abgestimmte Sicher­stellung der vorrangigen Zuteilung von Halbleitern an die Medizintechnikindustrie nötig, erklärten der Bun­desverband Medizintechnologie (BVMed) gemeinsam mit dem europäischen Dachverband Medtech Europe.

„Die Medtechbranche benötigt aktuell rund ein Prozent des weltweiten Halbleiterangebots. Trotz dieser ge­ringen Menge droht eine dauerhafte Unterversorgung. Wir brauchen eine Priorisierung, um die medizintech­nische Versorgung zu gewährleisten“, sagte BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Marc-Pierre Möll heute.

Laut einem Positionspapier des europäischen Medizintechnikverbands sei die Priorisierung neben weiteren Maßnahmen notwendig, um die Produktion von medizintechnischen Geräten sicherzustellen.

Der Verband fordert etwa auch Maßnahmen, die für mehr Transparenz hinsichtlich der Zuteilung von Halb­lei­tern sorgen sollen. Die Resilienz von Lieferketten bezüglich Halbleiter sollte gestärkt werden und es müsse auch geholfen werden, die kontinuierliche Lieferfähigkeit von Medizintechnik zu gewährleisten.

Hierfür werde mehr Flexibilität bei den Regularien benötigt, um etwa unterschiedliche Halbleitertypen in die geltenden EU-Verordnungen einbeziehen zu können. Die EU-Verordnungen zu Medizinprodukten (MDR) und In-Vitro-Diagnostika (IVD) müssten entsprechend angepasst werden.

Darüber hinaus müsse die Politik verstärkte Anreize setzen, um die globale Produktion von verschiedenen Halbleitertypen zu erhöhen, heißt es weiter in dem Positionspapier. Und: Die Lieferketten für Halbleiter müssten stärker diversifiziert sowie die Produktion in Europa erhöht werden. Der Aufruf gilt dabei sowohl der Europäischen Union als auch nationalen Regierungen, schreibt der Verband in dem Positionspapier.

Die Halbleiterknappheit hat Auswirkungen auf alle Krankheits- und Behandlungsbereiche im Gesundheits­sys­tem, informiert der BVMed. Die Halbleiter sind wesentlicher Bestandteil aller elektronischen Medizinprodukte.

Verbaut werden sie unter anderem in Beatmungsgeräten, Infusionspumpen, aktiven Implantaten wie etwa Herzschrittmachern oder Defibrillatoren, bildgebende Analysegeräten oder Dialysegeräten. Zudem sind sie für die Produktionsanlagen zur Herstellung von Medizintechnik notwendig.

Das Problem wird sich – aufgrund weiter steigender Nachfrage nach Technologie und Medizintechnologie – in den kommenden Monaten und Jahren weiter vergrößern, prognostiziert der BVMed. „Es ist daher von großer Bedeutung, eine kontinuierliche und ausreichende Versorgung mit Halbleitern sicherzustellen“, betont der Verband.

Auch andere Bereiche im Gesundheitswesen kämpfen derzeit mit den Folgen des überhitzten und teils leer­gefegten Marktes für Halbleiter und Chips. So fehlen in Deutschland aktuell Hunderttausende elektronische Gesundheitskarten (eGK). Betroffene Versicherte, die keine gültige eGK haben und auf ihre neue Karte teils Wochen oder Monate warten müssen, erhalten eine Ersatzbescheinigung der Kassen.

cmk

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