Vermischtes

Medizintourismus spült 750 Millionen Euro ins Gesundheitssystem

  • Freitag, 10. März 2023
/ronstik, stock.adobe.com
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Sankt Augustin – Der Medizintourismus in Deutschland hat nach den Einreisebeschränkungen und der Pan­demie zu einem stabilen Gleichgewicht zurückgefunden. Das zeigt eine Analyse der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS).

Demnach erzielte das deutsche Gesundheitssystem im Jahr 2021 mit Patienten aus dem Ausland Einnahmen in Höhe von etwa 750 Millionen Euro. Fast 65 Prozent aller Auslandspatienten kommen mittlerweile aus den Nachbarländern.

„Grund für die beständige Nachfrage nach komplexen medizinischen Behandlungen in Deutschland sind die defizitären oder eingebrochenen Gesundheitssysteme im Ausland“, sagte Mariam Asefi, Leiterin des For­schungsbereichs Medizintourismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Das veranlasste 2021 vor allem polnische (10.383) und französische (5.958) Patienten sich in Deutschland behandeln zu lassen.

Dagegen ermittelten die Forscher in den Beneluxländern (minus zehn Prozent) sowie dem Vereinigten König­reich (minus 37 Prozent) erstmalig einen Nachfragerückgang. Trotz der stark zurückgegangenen Anreisen aus dem bis dahin wichtigsten Herkunftsland Russland blieb die Gesamtzahl der Medizintouristen im Jahr 2021 konstant.

Die Nachfrage aus Weißrussland, Georgien und Kasachstan stieg im Pandemiejahr 2021 gegenüber dem Vorjahr deutlich an (Weißrussland plus 69 Prozent, Georgien plus 28 Prozent, Kasachstan plus neun Prozent). Die Hochschule erwartet, dass die Nachfrage aus diesen Ländern trotz der aktuellen Indikatoren wie Krieg, Sanktionen und Inflation weiter zunehmen wird. Ähnliches gilt für Medizintouristen aus den Golfstaaten.

Aktuell lässt die Erdbebenkatastrophe in der Türkei Deutschland im europäischen Wettbewerb zur vorrangi­gen Zieldestination aufrücken. Bestimmte Einflussfaktoren bremsen jedoch die Entwicklungen. „Wesentlich zu nennen sind hier die Vergabeverfahren von medizinischen Visa, Barrieren in den internationalen Zahlungs­transfers sowie mögliche Kapazitätsengpässe in den Kliniken“, sagt Asefi.

Eine weitere Erkenntnis der Analyse: Nicht alle Bundesländer profitieren gleichermaßen vom Medizin­touris­mus. Während Sachsen, Hessen und Bayern einen Zuwachs an internationalen Patienten (zwei und neun Pro­zent) verzeichneten, schnitten Niedersachsen (minus 30 Prozent), Sachsen-Anhalt (minus 23 Prozent) und NRW (minus 13 Prozent) deutlich schlechter ab.

hil/sb

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