Politik

Mehr als 2.800 Neuinfektionen – neuer Höchstwert seit April

  • Mittwoch, 7. Oktober 2020
/picture alliance, Britta Pedersen
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Berlin – Die Zahl erfasster Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutsch­land ist so hoch wie seit der zweiten Aprilhälfte nicht mehr. Innerhalb eines Tages melde­ten die Ge­sundheitsämter 2.828 neue Coronainfektionen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) heute Morgen bekanntgab.

Das sind über 150 mehr als am Freitag, als mit 2.673 Neuinfektionen innerhalb eines Ta­ges der zuvor geltende Höchstwert seit der zweiten Aprilhälfte gemeldet worden war. Es sei notwendig, dass sich die gesamte Bevölkerung für den Infektionsschutz engagiere, mahnte das RKI in seinem Lagebericht von gestern Abend.

Derzeit liege die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen in Berlin und Bremen sehr deutlich, in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Hessen deutlich über dem bundesweiten Durchschnittswert.

Fallhäufungen werden demnach derzeit insbesondere im Zusammenhang mit Feiern im Familien- und Freundeskreis sowie unter anderem in Alten- und Pflegeheimen, Kranken­häusern sowie verschiedenen beruflichen Settings erfasst. Der Anteil der Reiserückkehrer aus dem Ausland sei deutlich gesunken.

Seit der Woche vom 31. August bis 6. September steigt nach RKI-Daten der Anteil älterer Bevölkerungsgruppen an den Neuinfektionen wieder. Entsprechend zeichnet sich ein An­stieg bei den intensivmedizinisch behandelten COVID-19-Patienten ab.

Laut aktuellem RKI-Bericht (Stand 6.10., 13.15 Uhr) werden derzeit 449 Coronainfizierte intensivmedizinisch behandelt, 219 davon werden beatmet. Vor einer Woche (29.9.) hatte der Wert noch bei 352 (195 beatmet) gelegen, in der Woche davor (22.9.) bei 278 (151 beatmet). Rund 8.900 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.

Zum Vergleich: Am 18. April, als die Zahl erfasster Neuinfektionen bei 3.609 gelegen hatte, wurden nach RKI-Daten 2.922 Menschen intensivmedizinisch behandelt und davon 2.180 (75 Prozent) beatmet. Im April hatte es noch wesentlich weniger Tests auf SARS-CoV-2 gegeben als jetzt, vor allem leichte bis symptomlose Infektionen wurden seltener erfasst.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sagte dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND), dass das deutsche Gesundheitssystem auf die derzeitige langsame Zunahme der Infektionszahlen noch ohne große Probleme reagieren könne.

„Irgendwann kommen wir aber in Bereiche, in denen die Kapazitätsgrenzen des Gesund­heitswesens überschritten werden. Dann könnte es zu sehr problematischen Zuständen kommen.“ Im Moment sei man von diesem Szenario noch weit entfernt, so Montgomery.

Insgesamt sei aber davon auszugehen, dass das Virus „uns mindestens bis Ende 2021 in­tensiv begleiten“ wird. Auch ein zugelassener Impfstoff müsse schließlich erst produziert und verteilt werden.

Seit Beginn der Coronakrise haben sich nach Angaben des RKI mindestens 306.086 Men­schen in Deutschland nachweislich mit dem Virus SARS-CoV-2 infiziert (Datenstand 7.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Coronainfektion liegt nach RKI-Angaben bei 9.562. Das sind 16 mehr als am Vortag. Rund 267.700 Menschen haben die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

Aus den Daten des RKI-Lageberichts geht hervor, dass sich von den vom 28. September bis 4. Oktober erfassten Infizierten, bei denen eine Angabe zum Infektionsland vorliegt, 7,7 Prozent wahrscheinlich im Ausland angesteckt haben. Damit sank ihr Anteil erneut. Vergangene Woche hatte er bei 9 Prozent gelegen, in der Woche davor noch bei 12 Pro­zent.

Dem aktuellen Bericht nach wurden über vier Wochen betrachtet am häufigsten Deutsch­land, Türkei, Tschechien und Rumänien als wahrscheinliche Infektionsländer genannt.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lage­bericht von gestern bei 1,15 (Vortag: 1,21). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektions­geschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tages­aktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 1,08 (Vortag: eben­falls 1,08). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

dpa

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