Labore erwarten Entlastung durch Antigentests

Berlin – Angesichts der hohen Auslastung der PCR-Kapazitäten warten die Labore „dringend“ auf die Einführung von Antigentests. Diese müssten aber von medizinischem Personal durchgeführt werden. Bis die Antigentests validiert und verfügbar seien, würden die Kapazitäten allerdings ausreichen, teilte der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) auf einer heutigen Pressekonferenz mit.
Ärztinnen und Ärzte bräuchten „zunächst Klarheit darüber, ob, wie und in welchen Situationen die SARS-CoV-2-Antigentests sinnvoll und im Sinne der Pandemieeindämmung wirksam eingesetzt werden können“, sagte der ALM-Vorstandsvorsitzende, Michael Müller.
Um das festzustellen würden aktuell vergleichende Untersuchungen von PCR- und Antigentests beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) anhand von Kriterien des Robert Koch-Instituts (RKI) durchgeführt.
Für einen flächendeckenden Einsatz von Antigentests müsse geklärt werden, „welches Maß an geringerer Sensitivität und Spezifität im Vergleich zum Goldstandard PCR-Test akzeptiert werden kann“, erläutert ALM-Vorstandsmitglied Jan Kramer. Die Spezifität beider Testmethoden sei im Labor in etwa ähnlich, so der Labormediziner und Internist.
Die Qualität von selbst durchzuführenden Antigen-Heimtests würde hingegen deutlich hinter der von Antigentests in Laboren zurückfallen, so ALM-Vorstandsmitglied Evangelos Kotsopoulos. Die neuen Tests gehörten daher in die Hände von medizinischem Personal.
In einem Referentenentwurf hatte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die Antigentests bereits in seine erweiterte bundesweite Teststrategie aufgenommen.
„Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Rechtsverordnung nur dann auch gut in der Praxis umgesetzt werden kann, wenn diese klar und gut verständlich an alle Beteiligten und Betroffen kommuniziert wird“, sagte Kotsopoulos. Überschneidungen mit landesspezifischen Regelungen würden dies erschweren.
Testkapazitäten weiter gesteigert
Die PCR-Kapazitäten wären seit Februar in etwa um das elffache gesteigert worden und auch weiterhin würden neue Testsysteme in Betrieb genommen. So konnte die bundesweite Kapazität nun auf mehr als 1,3 Millionen wöchentlichen PCR-Tests gesteigert werden. Mit mehr als einer Million wöchentlich durchgeführten Tests seien die Labore zuletzt im Durchschnitt zu rund 80 Prozent ausgelastet gewesen.
Regional sei die Kapazitätsgrenze zeitweise überschritten worden. Der so entstandene Rückstau an Tests belaufe sich aber auf weniger als ein Prozent (0,8 Prozent) und betreffe vornehmlich Proben, die erst am Wochenende in den Laboren eingegangen waren, erklärte Kotsopoulos.
Auch wenn die Antigentests noch auf sich warten ließen, gebe es „keine Bedenken, dass das Testsystem kollabiert“, meinte er. „Wir hoffen aber, dass wir mit diagnostisch wirklich guten Antigentests die PCR-Testkapazitäten noch weiter entlasten können“, sagte dazu Vorstand Kramer.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: