Mehr Antikörper gegen SARS-CoV-2 in der Muttermilch nach Impfung mit mRNA-Vakzinen

Amsterdam – Bei Frauen, die mit einem mRNA-Vakzin gegen COVID-19 geimpft werden, sind häufiger SARS-CoV-2-spezifische IgA-Antikörper in der Muttermilch nachweisbar als bei stillenden Frauen, die einen Vektorimpfstoff erhalten. Dies zeigt eine Studie aus den Niederlanden, deren Ergebnisse in JAMA Pediatrics veröffentlicht wurden (DOI: 10.1001/jamapediatrics.2022.0084).
Darüber hinaus seien bei allen Studienteilnehmerinnen IgG-Antikörper nachweisbar gewesen, berichten die Autoren um Hannah Juncker vom Amsterdam Reproduction & Development Research Institute am Emma Children’s Hospital in Amsterdam.
Die IgG-Antikörper waren nach einer Impfung mit einem der beiden mRNA-Vakzine früher nachweisbar. Dies sei wahrscheinlich auf das Timing der Zweitimpfung zurückzuführen, so die Forschenden.
Antikörper helfen bei der Infektionsabwehr
Muttermilch spielt hauptsächlich aufgrund der darin enthaltenen Antikörper eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Infektionen. In die Studie wurden stillende Frauen eingeschlossen, die mit einem mRNA-Vakzin (Biontech/Pfizer oder Moderna) oder einem Vektorimpfstoff (Astrazeneca oder Johnson&Johnson) vollständig geimpft wurden. Sie sammelten über einen Zeitraum von 100 Tagen jeweils 17 Muttermilchproben.
Frauen, die zur Baseline nachweisbare SARS-CoV-2-spezifische Antikörper in der Muttermilch aufwiesen oder schon einmal einen positiven PCR-Test gehabt hatten, wurden ausgeschlossen. Analysiert wurden schließlich 1.650 Muttermilchproben von 124 stillenden Frauen.
IgA-Antikörper bei den meisten Frauen nachweisbar
Fast alle Studienteilnehmerinnen, die mit einem mRNA-Vakzin geimpft waren, wiesen nachweisbare IgA-Antikörper in der Muttermilch auf. Nach der Impfung mit Biontech/Pfizer waren es 96 % (25 von 26) und nach der Impfung mit Moderna 97 % (37 von 38).
Bei den Frauen, die ein Vektorimpfstoff erhalten hatten, war der Anteil deutlich niedriger. Nur 39 % (13 von 33) der mit Astrazeneca geimpften Frauen und 48 % (10 von 21) der mit Johnson&Johnson geimpften Frauen wiesen nachweisbare IgA-Antikörper auf.
Timing der Impfungen beeinflusst IgG-Antwort
Nach der 2-fach-Impfung mit Biontech/Pfizer, Moderna oder Astrazeneca wiesen alle Studienteilnehmerinnen nachweisbare IgG-Antikörper in der Muttermilch auf. Dies war bei den beiden mRNA-Vakzinen 23 beziehungsweise 32 Tage nach der Erstimpfung der Fall, bei Astrazeneca nach 94 Tagen.
Nach einer Impfung mit dem Vakzin von Johnson&Johnson, von dem nur 1 Impfdosis erforderlich ist, wiesen 28 % (6 von 23) der Frauen nachweisbare IgG-Antikörper in der Muttermilch auf.
mRNA-Vakzine „optimale Wahl“ für stillende Frauen
Die Autoren um Juncker räumen ein, die neutralisierende Aktivität der in der Muttermilch nachgewiesenen Antikörper nicht gemessen zu haben. Allerdings sei bekannt, dass der am häufigsten in der Muttermilch vorkommende Antikörper IgA eine Schlüsselrolle in der Immunabwehr von Virusinfektionen spiele.
Es sei deshalb „sehr wahrscheinlich“, dass diese Antikörper von entscheidender Bedeutung sind. „Für stillende Frauen ist ein mRNA-Vakzin gegen COVID-19 die beste Wahl, wenn sie Antikörper auf ihre Babys übertragen wollen“, lautet ihr Fazit.
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