Mehr Hilfeanfragen bei Männerschutzeinrichtungen

Dresden – Die Zahl der Hilfeanfragen bei Männerschutzeinrichtungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr um rund zwei Drittel gestiegen. Insgesamt gab es 421 Fälle, wie die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) heute in Dresden mitteilte. Etwas weniger als ein Viertel der Hilfesuchenden fand nach der Beratung Zuflucht in einer von bundesweit zwölf Schutzwohnungen.
Fast alle Betroffenen berichteten von psychischer Gewalt, die ihnen widerfahren war. Dazu zählten unter anderem Beschimpfungen, Stalking und massive Grenzüberschreitungen. Knapp drei Viertel der Männer waren zusätzlich von körperlicher Gewalt betroffen. In 45 Prozent der Fälle war der Partner oder die Partnerin Täter oder Täterin. Bei 20 Prozent waren es Elternteile.
2022 erhöhte sich die Zahl der Männerschutzwohnungen von neun auf zwölf. Für die 41 Plätze gab es 421 Anfragen. In zehn Bundesländern gibt es gar keine Männerschutzwohnungen. Für 41,4 Prozent der Betroffenen reichte die angestrebte Aufenthaltsdauer von drei Monaten nicht, um die Probleme zu klären.
Das Netz der Männerschutzwohnungen sei noch sehr dünn, kritisierte die BFKM. Dadurch sei von einem großen Dunkelfeld auszugehen, weil Betroffene in ihrer Nähe keine Hilfe fänden. Die BFKM fordere einen Ausbau eines bundesweit flächendeckenden Hilfenetzes für von häuslicher Gewalt betroffene Männer.
„Gewalt gegen Männer im Kontext häuslicher Gewalt ist in unserer Gesellschaft ein Tabu, dem mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss“, erklärte der geschäftsführende Bildungsreferent der BFKM, Frank Schreinert.
Es sei schlimm, als Mann betroffen zu sein, aber keine Schande. Wer sich Hilfe hole, setze ein Zeichen, dass Männer nicht immer nur stark sein müssten, sondern auch verletzlich sein könnten.
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