Politik

Meldepflicht für SARS-CoV-2-Infek­tionen bei Haustieren geplant

  • Dienstag, 16. Juni 2020
/Maria Sbytova, stock.adobe.com
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Berlin – Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) plant eine Meldepflicht für SARS-CoV-2-Infektionen bei Haustieren. Zwar gebe es bislang „keine Hinweise, dass Haus­tiere das Virus auf Menschen übertragen können“, aber es hat sich gezeigt, dass einige Tierarten durchaus empfänglich für eine Infektion mit dem Coronavirus sind.

Der Verordnungsentwurf, über den die Ministerin heute bei einer Pressekonferenz in Berlin berichtete, soll am 3. Juli im Bundesrat behandelt werden. Er bezieht sich auf alle vom Menschen gehaltenen Tiere, auch auf Zootiere. Für die Meldung verantwortlich sein sollen unter anderem Tierärzte und die zuständigen Veterinärämter.

„Bislang waren wir auf Einzelmeldungen angewiesen“, sagte der Präsident des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI), Thomas C. Mettenleiter. Die Meldepflicht für mit SARS-CoV-2 infi­zierte Haustiere soll eine bessere Datenbasis für die Erforschung unter anderem der An­steckungswege, der Verlässlichkeit von Testverfahren, der Virustypen und der Epidemi­o­logie der Zoonose liefern.

Die Einführung einer Meldepflicht sei ein üblicher Vorgang, um einen Überblick über das Vorkommen und die Verbreitung von Tierkrankheiten zu erhalten, betonte Klöckner. Eine Testpflicht für Hunde, Katzen oder andere Haustiere gehe damit nicht einher.

Empfehlenswert sei eine Testung auf SARS-CoV-2, wenn „ein Tier aus einem COVID-19-Haushalt klinische Symptome zeigt“, sagte Mettenleiter. Auch bei asymptomatischen Tie­ren, die mit SARS-CoV-2-infizierten Menschen in direkten Kontakt kommen, könne über einen Test nachgedacht werden. Die Kosten für den Test liegen beim Halter.

Das Interesse der Menschen an Informationen zu potenziellen Infektionen von Haustieren mit SARS-CoV-2 ist hoch: Das Ministerium habe speziell auf dem Höhepunkt der Corona­krise unglaublich viele Anfragen von Bürgern erhalten“, berichtete Klöckner.

Einzelmeldungen sowie tierexperimentellen Studien – auch am FLI – zufolge sind Haus­katzen und Frettchen empfänglich für eine Infektion mit dem Coronavirus. Hunde schei­nen dagegen weniger anfällig zu sein. Außerdem gibt es Berichte über Infektionen bei Tigern in den USA und auch aus Nerzfarmen in den Niederlanden.

Die Zahl der offiziell gemeldeten Infektionen bei gehaltenen Tieren liegt der Landwirt­schafts­ministerin zufolge bislang aber nur bei 15.

Übertragung vom Tier auf den Menschen sehr selten

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass Haustiere wie Hunde und Katzen das Virus auf Menschen übertragen können – es verbreitet sich vor allem über Tröpfchen und Aerosole von Mensch zu Mensch.

Es habe aber wenige Fälle gegeben, in denen in Farmen gezüchtete Nerze Menschen angesteckt hätten – nachdem Farmarbeiter das Virus eingeschleppt hatten. Dies seien die ersten und bislang einzigen Berichte über eine Übertragung von Tieren auf Menschen gewesen.

Es wird empfohlen, dass an COVID-19 erkrankte Menschen sowie Menschen, bei denen der Verdacht auf eine Infektion besteht, ihren Kontakt zu Haustieren reduzieren.

nec

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