Medizin

Meningeom-Risiko: EMA rät zur Zurückhaltung und Vorsicht bei Nomegestrol und Chlormadinon

  • Montag, 11. Juli 2022
/DOUGLAS, stock.adobe.com
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Amsterdam – Wegen des erhöhten Risiko zur Entwicklung eines Meningeoms rät der Pharmakovi­gilanzaus­schuss PRAC der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zur Vorsicht bei nomegestrol- und chlormadinonhal­ti­gen Arzneimitteln.

Hochdosierte Präparate sollten nur verordnet werden, wenn andere Maßnah­men nicht geeignet sind, und dann nur in der niedrigsten möglichen Dosierung für die kürzestmögliche Dauer. Die Patienten sollten zudem auf mögliche Symptome eines Meningeoms untersucht werden. Bei einem nachgewiesenen Tumor ist der Einsatz kontraindiziert.

Nomegestrol und Chlormadinon sind synthetische Gestagene. Sie werden allein oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen zur Behandlung von gynäkolo­gischen Erkrankungen wie Amenorrhoe und anderen Menstruationsstörungen, Gebärmutterblutungen, Endometriose, Mastodynie/Mastalgie, als Hormoner­satz­therapie oder in Verhütungsmitteln eingesetzt.

Meningeome sind seltene und zumeist gutartige Tumore der Hirnhaut, die in der Regel ein langsames Wachstum zeigen. Wegen der Verdrängung anderer Strukturen kann jedoch eine operative Entfernung notwendig werden.

Alternativ ist eine Bestrahlung möglich. Der Zusammenhang mit der Behand­lung mit Nomegestrol und Chlormadinon war zunächst in Frankreich aufge­fallen.

Das EPI-PHARE-Institut der französischen Arzneimittelbehörde ANSM hatte herausgefunden, dass Frauen, denen eines der beiden Gestagene verordnet wurde, häufiger wegen eines Meningeoms behandelt wurden (Operation oder Radiotherapie).

Das Risiko war dosisabhängig, was in epidemiologischen Studien für eine Kausalität spricht. Die Studie ermittelte eine adjustierte Hazard Ratio von 6,6 (95-%-Konfidenzintervall 4,8 bis 9,2) bei einer kumulativen Dosis von 8,64 Gramm Chlormadinon und eine adjustierte Hazard Ratio von 12,0 (8,8-16,5) bei einer kumulativen Dosis von 6 Gramm Nomegestrol.

Die Gesamtzahl der Meningeome war zwar gering. In Frankreich wurden zwischen 2007 und 2017 unter Anwendern von Chlormadinon nur 164 Meningeome und bei den Anwendern von Nomegestrol nur 171 Meningeome behandelt.

Die Studien haben auch gezeigt, dass das Risiko nach dem Absetzen der Arzneimittel wieder abnimmt und bald die normale Hintergrundinzidenz erreicht wird. Dennoch ist ein Meningeom eine ernsthafte Erkrankung, die nach Möglichkeit vermieden werden sollte.

Deshalb die Vorsichtsmaßnahmen, die auch die Beachtung möglicher Früh­symp­tome umfasst. Dies können Sehstörungen, Hörverlust, ein Tinnitus, Geruchsverlust, Kopfschmerzen, Gedächtnisverlust, Krampfanfälle und eine Schwäche in Armen oder Beinen sein.

rme

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