Medizin

Metoclopramid: Studie bestätigt Sicherheit in der Schwangerschaft

  • Mittwoch, 16. Oktober 2013
Uploaded: 16.10.2013 18:43:52 by mis
dpa

Kopenhagen – Die Verordnung des Antiemetikums Metoclopramid in der Schwanger­schaft ging in einer bevölkerungsbasierten Studie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2013; 310: 1601-1611) nicht mit einer erhöhten Rate von Fehlbildungen einher. Die Autoren halten den Einsatz des Medikamentes zur Behandlung der Hyperemesis gravidarum für vertretbar.

Das Mitte der 60er Jahre in Frankreich entwickelte Prokinetikum Metoclopramid gehört zu den stark wirksamen Antiemetika. Die Sicherheit in der Schwangerschaft wurde – wie bei der Mehrheit aller Medikamente – niemals klinisch untersucht. Das Mittel darf deshalb nur unter strenger Indikationsstellung zur Behandlung der Hyperemesis gravidarum eingesetzt werden, die vor allem in der Frühschwangerschaft auftritt, wenn das Risiko von Fruchtschäden besonders hoch ist.

In dieser Zeit ist – nicht zuletzt wegen der schlechten Erfahrungen mit dem Antiemetikum Contergan – besondere Vorsicht geboten, so dass in den Leitlinien zunächst zu einem konservativen Vorgehen (Diät, Akupunktur, Ingwer) geraten wird.

Bei starken Beschwerden kann eine medikamentöse Behandlung notwendig werden. Metoclopramid hat hier den Vorteil, weil es im Gegensatz zu Antihistaminika keine sedierende Nebenwirkung hat. Da die Sicherheit in der Schwangerschaft auch in Zukunft kaum in klinischen Studien geprüft werden dürfte, bietet sich als Ersatz die Analyse von Patientenregistern an.

Vor vier Jahren kam das Team um Rafael Gorodischer von der Ben-Gurion Universität in Beer-Sheva in Israel auf der Basis von 3.458 mit Metoclopramid-exponierten Kindern zu dem Ergebnis, dass das Medikament keine schweren Fehlbildungen auslöst. Die Odds Ratio von 1,04 konnte aufgrund eines weiten 95-Prozent-Konfidenzintervalls von 0,89 bis 1,21 jedoch nicht alle Zweifel ausräumen. Dies könnte im ungünstigsten Fall bedeuten, dass das Fehlbildungsrisiko um 21 Prozent zunimmt (NEJM 2009; 360: 2528-35).

Björn Pasternak vom Statens Serum Institut in Kopenhagen hat jetzt die dänischen Erfahrungen ausgewertet. Auf der Basis von 28.486 intrauterin exponierten Kindern ermittelte Pasternak eine Odds Ratio von 0,93, die bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,86 bis 1,02 auch im ungünstigsten Fall einen Anstieg der Fehlbildungsrate weitgehend ausschließt.

Das Team fand auch bei der Analyse von 20 einzelnen Fehlbildungskategorien niemals ein signifikantes Sicherheitssignal. Wie in der Untersuchung aus Israel lieferte die Analyse auch keinen Hinweis darauf, dass Metoclopramid das Geburtsgewicht vermindert, Frühgeburten begünstigt oder die perinatale Mortalität erhöht.

Pasternak hatte kürzlich eine ähnliche Untersuchung zu Ondansetron veröffentlicht (NEJM 2013; 368: 814-8). Der Einsatz des HT3-Rezeptorblockers war ebenfalls nicht mit einem signifikanten Anstieg des Fehlbildungsrisikos assoziiert. Da das Anfang der 1990er Jahren eingeführte Medikament nur selten in der Schwangerschaft verordnet wird, konnte Pasternak nur 1849 exponierte Kinder in die Analyse einfließen lassen.

Entsprechend weit war das 95-Prozent-Konfidenzintervall (Odds Ratio 1,12; 0,69-1,82), so dass viele Ärzte hier noch weitere Erfahrungen mit dem ansonsten gut verträglichen Mittel abwarten dürften.

rme

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