Mindestens 192 Ertrunkene seit Jahresbeginn

Stuttgart – Bis Ende Juli sind in diesem Jahr mindestens 192 Menschen deutschen Gewässern ertrunken. Das sind 63 weniger als im Jahr davor. Diese Zahlen gab die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) heute in Stuttgart bekannt.
Von den 192 ertrunkenen Personen sind im Ländervergleich in Bayern mit 35 Fällen (-32 im Vergleich zum Vorjahr) die meisten Opfer zu beklagen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 26 (-15) und Niedersachsen mit 24 (-4).
Die Zahl der Ertrunkenen sei „sehr wetterabhängig“, sagte Achim Wiese, Pressesprecher der DLRG. Der Frühling und die ersten Sommermonate 2020 seien „bislang doch eher verhalten“ gewesen. Das spiegele sich in den erfassten Zahlen wider.
Ertranken im Juni und Juli des Vorjahres (bis zum Stichtag 21. Juli) mindestens 143 Menschen, waren es jetzt zum gleichen Zeitpunkt 99 Menschen.
Keine Veränderung gibt es hingegen bei den Orten, an denen Menschen zumeist ertrinken. So ereignen sich die meisten Unfälle noch immer im Binnenland – insbesondere an ungesicherten Badestellen.
Mindestens 178 Personen kamen dort ums Leben. Das sind mehr als 90 Prozent der Gesamtzahl. 76 von ihnen starben in Flüssen, 75 in Seen und Teichen, neun in einem Bach, fünf in einem Graben, vier in einem Kanal und drei in Hafenbecken. Hinzu kommen zwei Todesfälle in Pools und vier in sonstigen Gewässern wie etwa Rückhaltebecken.
„An Flüssen, Seen und Teichen sind in den wenigsten Fällen Rettungsschwimmer im Einsatz“, erklärte Wiese. Die DLRG betone immer wieder ihre Bereitschaft, mit Kommunen oder Landkreisen zusammenzuarbeiten. „Ein simples Badeverbotsschild reicht eben nicht aus, um Menschen vor dem Sprung ins unbewachte und vor allem unbekannte Gewässer abzuhalten“, mahnt Wiese. In Schwimmbädern fanden mit vier Badegästen vergleichsweise wenige den Tod.
Ein leichter Anstieg ist laut DLRG an den deutschen Küstengewässern zu verzeichnen. In Nord- und Ostsee ertranken demnach mit zehn Personen (drei in der Nord-, sieben in der Ostsee) eine mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Hauptgründe für das Ertrinken sind auch hier das Baden an unbewachten Stränden sowie Alkohol, Leichtsinn oder Selbstüberschätzung.
Im Geschlechtervergleich liegt der Anteil der Frauen bei 23 Prozent, Männer sind wie gehabt die Risikogruppe: „Männer sind oft leichtsinniger und spielen gerne mal den Helden, was dann leider allzu oft tragisch endet“, erläutert Wiese. Einen befürchteten Anstieg der Ertrinkungsfälle durch vollere Küstenabschnitte und Binnengewässer im Zusammenhang mit der Coronapandemie, stellt die DLRG derzeit nicht fest.
Kritik übte Wiese einmal mehr an der mangelnden Schwimmfähigkeit von Kindern. 59 Prozent der Zehnjährigen könnten nicht schwimmen, das sei eine dramatische Entwicklung. Vor diesem Hintergrund macht sich neben der DLRG auch die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes für den Schwimmunterricht stark. Der Schwimmunterricht sei gesetzlich fest in den länderspezifischen Lehrplänen verankert, werde aber flächendeckend nicht umgesetzt, heißt es bei der Wasserwacht.
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