Politik

Ministerin befürchtet weitere Verschärfung der Lage für Krankenhäuser

  • Freitag, 23. Dezember 2022
Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne)./picture alliance, Carsten Koall
Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne)./picture alliance, Carsten Koall

Potsdam – Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) befürchtet, dass sich die schwierige Lage der Krankenhäuser rund um die Weihnachtstage noch verschärfen wird. „Die Situation ist stark angespannt und wir blicken mit Sorge auf die Feiertage“, sagte sie.

„Gerade weil die stark beanspruchten niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in die wohl verdiente Weihnachtspause gehen, wird die Anspannung in den Kliniken gerade während der Feiertage eher noch zunehmen.“ Auch den Frust von Patienten und Angehörigen bekomme das Personal zunehmend zu spüren, meinte Nonnemacher.

Die Lage ist für die Kliniken auch in Brandenburg wegen hoher Krankenstände und einer großen Zahl von Atemwegserkrankungen schwierig. Neben Corona sorgen auch die Grippe sowie bei Kindern RS-Viren (Respiratorisches Synzytialvirus) bundesweit für viele Erkrankungen.

Krankenhäuser auch in Brandenburg sagen planbare und nicht zwingend notwendige Operationen ab. Vorrang soll die Versorgung von Notfällen haben. Zudem steht Silvester vor der Tür – eine Nacht, die für Polizei, Feuerwehr und Krankenhäuser besonders fordernd ist.

„Wir haben die Situation, dass sich in Brandenburg wie auch in Berlin immer mehr Kliniken für längere Phasen bedingt aufnahmebereit melden“, sagte Nonnemacher, die selber Ärztin ist. „Es sind unhaltbare Zustände in einem Flächenland, wenn der Rettungsdienst stundenlang fahren muss, um Patienten, denen es auch nicht gut geht, in einer anderen Klinik unterzubringen.“

Die Kliniken werden der Ministerin zufolge aufgefordert, der Notfallaufnahme derzeit absolute Priorität zuzurechnen – „gerade über die Feiertage, wenn die Krankenhäuser sozusagen die letzte Bastion sind.“ Das gehe dann notgedrungen zu Lasten etwa geplanter Eingriffe.

Nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bekommt es das Gesundheitspersonal angesichts überlasteter Kinderkliniken zunehmend auch mit Drohungen und Gewalt zu tun. „Im Moment nehmen auch Hasskommentare und unfreundliches Verhalten gegenüber dem medizinischen Personal zu, was absolut intolerabel ist“, sagte Nonnemacher.

Bei Patienten und etwa Eltern mit kleinen Kindern lägen die Nerven blank, wenn lange Wartezeiten auftreten und Personalmangel herrsche. „Der Frust entlädt sich dann schnell mal am Personal, das ohnehin schon am Anschlag ist.“

Zum Jahreswechsel ruft Brandenburgs Gesundheitsministerin die Menschen auf, sich wegen der hohen Belastung in den Kliniken beim Silvester-Feuerwerk zurückzuhalten. „Es geht um die Frage, inwieweit ist eine Gesellschaft bereit, sich wegen eines Silvestervergnügens einzuschränken, um die Krankenhäuser zu entlasten.“ Zum Jahreswechsel herrsche oft Ausnahmezustand in den Krankenhäusern.

Auch die Gesundheitsministerin Mecklenburg-Vorpommerns, Stefanie Drese (SPD), rechnet nicht mit einem baldigen Abflauen der Grippewelle und schwörte die unter massiven Personalausfällen leidenden Kliniken auf die Behandlung der wichtigen Fälle ein.

„Sollte sich die angespannte Lage in den Klinken weiter verschärfen, ist es notwendig, die begrenzten Versorgungskapazitäten zu Gunsten der Notfallversorgung zu nutzen“, betonte Drese nach Angaben ihres Ministeriums in einem Brief an die Krankenhäuser im Land. Nicht unbedingt notwendige Eingriffe sollten auf ein Minimum beschränkt bleiben.

Krankenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern fehlt nach Angaben der Krankenhausgesellschaft des Landes derzeit teilweise ein Viertel des Personals. Deshalb würden Mitarbeiter aus nachrangigen Bereichen in Kinderkliniken und Notaufnahmen umgruppiert.

dpa

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