Mitteilung genetischer Risiken führt nicht zu gesünderem Leben
Cambridge – Patienten, die ihr genetisches Risiko für bestimmte Erkrankungen kennen, leben deswegen nicht gesünder. Im British Medcial Journal berichten Forscher um Theresa Marteau an der University of Cambridge über eine Metaanalyse von insgesamt 18 Studien, die diesen Schluss nahe legen (http://dx.doi.org/10.1136/bmj.i1102).
Bei nahezu jeder Erkrankung wird heutzutage die Rolle von genetischen Faktoren untersucht, welche den Ausbruch der Erkrankung begünstigen oder vor ihr schützen. Zwar ändert die Kenntnis des persönlichen Risikos nichts an der genetischen Prädisposition, jedoch können Patienten durch allgemein gesundheitspräventive Maßnahmen wie Gewichtsreduktion, Sport und Nikotinkarenz vielen Krankheiten wirksam entgegensteuern.
In der vorliegenden Metaanalyse schlossen die Wissenschaftler insgesamt 18 Studien ein. Sie untersuchten den Effekt auf das Gesundheitsverhalten, wenn Ärzte Patienten ihr persönliches genetisches Risiko für vermeidbare Erkrankungen mitteilen. Die Forscher konzentrierten ihre Analyse darauf, ob die Probanden nach der Kenntnisnahme weniger rauchten, ihre Ernährung änderten oder mehr Sport trieben.
Die Forscher konnten durch die Mitteilung des genetischen Risikos in keinem Fall eine wesentliche Reduktion der Risikofaktoren feststellen. Der Alkoholkonsum, die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen oder die Einnahme von Medikamenten blieb durch die Mitteilung ebenfalls unbeeinflusst. Zumindest führte die Kenntnis des Risikos laut den Forschern nicht zu gehäuften Depressionen oder Angsterkrankungen.
Die Forscher geben zu bedenken, dass die Evidenz vieler eingeschlossener Studien eher gering sei. „Wenn jedoch die Mitteilung genetischer Risiken große Effekte auf das Gesundheitsverhalten hätte, hätte sich dies in den Ergebnissen wohl wiedergespiegelt“, vermuten die Wissenschaftler.
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