Medizin

Mittelmeerdiät statt PPI: Was hilft bei Laryngitis gastrica?

  • Freitag, 8. September 2017
/julijadmi, stock.adobe.com
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New York – Eine pflanzliche, mediterrane Diät kombiniert mit dem Trinken von alkalischem Wasser könnte die Beschwerden einer Laryngitis gastrica, die auf einen Reflux von Magensäure in den Kehlkopf zurückzuführen ist, mindestens so gut lindern wie die Behandlung mit einem Protonenpumpen-Inhibitor. Davon ist ein US-Laryngo­loge überzeugt, der seine bisherigen Ergebnisse in JAMA Otolaryngology Head Neck Surgery (2017; doi: 10.1001/jamaoto.2017.1454) vorstellt.

Der Reflux von Magensaft führt nicht nur zu Sodbrennen (und weiteren Schäden in der Schleimhaut des Ösophagus). Säure und Enzyme können – vermutlich häufiger im Schlaf – auch den Kehlkopf erreichen. Dieser laryngo-pharyngeale Reflux, unter dem geschätzt 9 bis 26 Prozent der Bevölkerung leiden, kann Heiserkeit, chronischen Hustenreiz, Räuspern, Globusgefühl und unspezifische Schluckbeschwerden auslösen. 

Die meisten HNO-Ärzte setzen Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) zur Behandlung der Laryngitis gastrica ein, so auch Craig Zalvan vom New York Medical College. Der Leiter des dortigen Institute for Voice and Swalloines Disorders verordnete seinen Patienten Esomeprazol oder Dexlansoprazol. Die Wirkung war jedoch nicht immer zufrieden­stellend.

Seit 2013 setzt der Mediziner auf eine andere Behandlung. Die Patienten werden gebeten, vorübergehend nur noch alkalisches Wasser zu trinken und sich proteinarm zu ernähren. Hinter der Behandlung steht die Idee, dass weniger die Magensäure als das im Magensaft enthaltene Pepsin für die Irritation der Schleimhaut verantwortlich ist. Pepsin ist ein Enzym, das im sauren Milieu des Magens aktiv ist. Ein alkalischer pH-Wert führt zur Inaktivierung. Dafür soll das alkalische Wasser sorgen.

Die Aufgabe von Pepsin ist die Vorverdauung von Proteinen. Die Produktion von Pepsinogen, der Vorstufe von Pepsin, wird durch proteinreiche Mahlzeiten gesteigert. Eine proteinarme Ernährung vermindert deshalb die Pepsinmenge, die bei einem Reflux den Kehlkopf erreichen kann. Konkret rät der Arzt seinen Patienten, sich nach den Grundsätzen der Mittelmeer-Diät zu ernähren, also wenig Fleisch und wenig Milchprodukte zu verzehren, dafür mehr Olivenöl, Nüsse, Fisch, Bohnen, Obst und Gemüse.

Der neue Therapieansatz wurde bisher nicht in einer randomisierten klinischen Studie untersucht. Die wissenschaftliche Evidenz ist deshalb gering. Die Erfahrungen, die Zalvan jetzt in einer retrospektiven Studie vorstellt, zeigen jedoch, dass die Behandlung, die typischerweise über sechs Wochen erfolgt, wirksam sein könnte. 

In der Studie verglich Zalvan seine Behandlungsergebnisse aus zwei Zeiträumen. Im ersten war den Patienten ein PPI verordnet worden. Im zweiten hatten sie den Ratschlag erhalten, es mit einer Kombination aus Mittelmeerdiät und alkalischem Wasser zu versuchen. Endpunkt der Studie waren die Beschwerden im Reflux Symptom Index (RSI), einem validierten 9-Punkte-Fragebogen zur Laryngitis gastrica.

Wie Zalvan jetzt berichtet, erreichten mit den PPI 54,1 Prozent der Patienten eine klinisch bedeutsame Reduktion des RSI um sechs oder mehr Punkte. Unter der Diät­therapie waren es 62,6 Prozent. Der Unterschied zwischen den Gruppen von 8,05 Punkten war bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von minus 5,74 bis 22,76 Punk­ten nicht signifikant. Die mittlere Reduktion des RSI betrug 27,2 Prozent in der PPI-Gruppe und 39,8 Prozent unter der Diättherapie. Hier erreichte die Differenz von 12,10 Prozentpunkten mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,53 bis 22,68 Punkten das Signifikanzniveau.

Die subjektiven Erfahrungen eines einzelnen Experten sind im Zeitalter der evidenz-basierten Medizin eine denkbar schwache Grundlange für Therapieempfehlungen. Es bleibt deshalb abzuwarten, ob die Idee von anderen HNO-Ärzten aufgenommen und vielleicht in einer randomisierten Studie mit der PPI-Therapie verglichen wird.

rme

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