Ärzteschaft

Modellprojekte zur Fernbehandlung dienen auch Qualitätssicherung

  • Donnerstag, 27. April 2017
/Andrey Popov, stock.adobe.com
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Stuttgart – Die neuen Modellprojekte der Landesärztekammer Baden-Württemberg zur Fernbehandlung von Patienten sollen auch dazu beitragen, dauerhaft eine hohe Qualität der Versorgung zu gewährleisten. „Wir möchten die qualitativ hochwertige gesundheit­li­che Fernberatung durch Ärzte möglichst lokal und mit dem Kammersiegel versehen bie­ten – und Patienten nicht zumuten, sich an zumindest fragwürdige kommerzielle Anbie­ter im Ausland zu wenden“, sagte der Kammerpräsident Ulrich Clever im Vorfeld des Deut­schen Ärztetages.

Ärztliche Fernbehandlungen und Telemedizin finden heute bekanntlich bereits deutsch­landweit statt, jedoch ausschließlich bei Bestandspatienten, die der Arzt vorher in der Kli­nik oder in seiner Praxis gesehen hat. Im Sommer vergangenen Jahres hatte die Vertre­terversammlung der Landes­ärz­te­kammer Baden-Württemberg aber den Weg für die Fern­behandlung auch neuer Patienten freigemacht, allerdings nur im Rahmen von Mo­dellversuchen. Diese müss­en zuvor von der Landesärztekammer genehmigt und wäh­rend der Laufzeit evalu­iert werden.

„Hierbei geht es nicht um eine Verlagerung oder Veränderung der bisherigen ärztlichen Versorgung, sondern um eine Ergänzung. Ein offenes Angebot, wie es im Ausland be­reits erfolgreich praktiziert wird, und von dem wir wissen wollen, ob es auch bei uns Ak­zeptanz in der Ärzteschaft und bei den Patienten findet“, erläuterte Clever.

Kriterienkatalog erarbeitet

Die Kammer hat einen umfangreichen Kriterienkatalog für die Modellversuche erarbei­tet. Eine der Bedingungen ist demnach beispielsweise, dass der medizinische Standard auch bei Fernbehandlungen eingehalten werden muss. Im Hinblick auf die Patienten­sicherheit müssten zudem die krankheits- und patientenbe­zoge­nen Umstände in die Entscheidung über Art um Umfang der Fernbehandlung einbe­zogen werden. Auch Datenschutz und Qualitätssicherung hätten „höchste Priorität“, hieß es aus der Kammer.

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) sagte, die Telesprech­stunde könnte im ländlichen Raum genauso sinnvoll sein wie allgemein zur Entlastung von Arztpraxen oder von Notfallambulanzen auch im städtischen Bereich. Deshalb beab­sichtige er, von den Kammern genehmigte Projekte zu unterstützen und zu fördern. Das Thema Digitalisierung wird auch im Fokus des 120. Ärztetages vom 23. bis zum 26. Mai stehen, zu der die Kammer 250 Delegierte aus ganz Deutschland in Freiburg erwartet.

Clever äußerte sich im Vorfeld des Ärztetages auch zur Vergütung ärztlicher Leistungen. Sie müsse attraktiver gestaltet werden, um junge Ärzte im Lande zu halten. „Großbritan­nien, Skandinavien und die Schweiz bieten vielfach attraktivere Rahmen­be­dingungen für die ärztliche Berufsausübung“, so der Kammerpräsident. Ziel der Ärzte­schaft sei, unter anderem im privatärztlichen Bereich eine moderne und kontinuierlich auf dem Stand des medizinischen Fortschritts und der Kostenentwicklung gehaltene ärztliche Gebührenord­nung zu schaffen, die gleichzeitig den Patienten vor finanzieller Überforde­rung und den Arzt vor einem ruinösen Unterbietungswettbewerb schütze, so der Kam­mer­präsident.

hil/dpa

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