Medizin

Mögliche Verbindung zwischen Neuralrohrdefekten und neurodegenerativen Erkrankungen

  • Dienstag, 9. Mai 2017

College Park – Junge Mäuse, die an angeborenen Defekten des Neuralrohrs wie einer Spina Bifida oder einer Anenzephalie leiden, zeigen eine Akkumulation von Proteinen in den fehlgebildeten Abschnitten, wie sie auch bei neurodegenerativen Erkrankungen vor­kommen. In Proceedings of the National Academy of Sciences berichten dies Zhiyong Zhao und Koautoren von der University of Maryland School of Medicine (2017; doi: 10.1073/pnas.1616119114).

Ein Folsäuremangel in der Schwangerschaft kann zu Defekten des Neuralrohrs führen. Auch die Behandlung mit Medikamenten oder ein Diabetes mellitus kann diese Miss­bil­dung begünstigen. Bisher sind die einzelnen Ursachen des oft multifaktoriellen Gesche­hens nicht vollständig bekannt. Bei den diabetisch induzierten Formen scheint jedoch der Abbau von fehlgefalteten Proteinen gestört zu sein. 

Die Arbeitsgruppe um Zhao untersuchte den Abbau der missgefalteten Proteine an schwangeren diabetischen Mäusen. Die geborenen Mäuse mit Neuralrohrdefekten zeig­ten im Gewebe eine Akkumulation von fehlgefalteten Proteinen, die nicht abgebaut wer­den konnten. Zusätzlich waren Proteine nachweisbar, die klassischerweise in die Entwick­lung neurodegenerativer Erkrankungen involviert sind wie α-Synuclein, Parkin und Hun­tingtin. Insbesondere Huntingtin stößt bei Anhäufung eine Signalkaskade der Gene Hip1, Hippi, und Caspase-8 an, die den Zelltod herbeiführt.

Die Wissenschaftler testeten in weiteren Versuchen die Wirkung eines chemischen Cha­perones, also eines Stoffes, der die korrekte Faltung von neuen Proteinen unter­stützt. Sie behandelten die ungeborenen Mäuseembryos mit Sodium-4-Phenylbutyrat (PBA). Durch die Behandlung nahm die Zahl der Neuralrohrdefekte ab.

Die Forscher vermuten, dass neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und Cho­rea Huntington in der Pathogenese Gemeinsamkeiten mit Neuralrohrdefekten haben. PBA könnte zudem bei diabetischen Müttern in der Therapie von pränatal diagnosti­zier­ten Neuralrohrdefekten einsetzbar sein.

hil

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