USA: Folsäure-Anreicherung verhindert jährlich 1.300 Neuralrohrdefekte
Atlanta – Die Anreicherung von Getreideprodukten mit Folsäure verhindert in den USA jährlich 1.300 Neuralrohrdefekte. Dies geht aus Berechnungen in Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR 2015; 64; 1-5) hervor.
Ein Mangel an Folsäure in der Frühschwangerschaft ist eine häufige Ursache von Neuralrohrdefekten wie Spina bifida und Anenzephalie. Die Zusammenhänge sind seit längerem bekannt. In den USA werden Getreideprodukte seit Mitte 1996 mit Folsäure angereichert. Anfangs war dies für die Hersteller freiwillig. Seit 1998 besteht eine gesetzliche Verpflichtung: 100 Gramm Mehl enthalten 140µg Folsäure. Schon nach wenigen Jahren kam es zu einem Rückgang der Neuralrohrdefekte um etwa 30 Prozent. Danach blieben die Zahlen ungefähr konstant.
Jennifer Williams von den Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta und Mitarbeiter haben aufgrund der Meldungen in 19 bevölkerungsbasierten Surveillance-Programmen ausgerechnet, dass die Prävalenz der Spina bifida von 6,5 auf 4,0 pro 10.000 Lebendgeburten zurückgegangen ist.
In den USA werden pro Jahr rechnerisch 904 Kinder weniger mit Spina bifida geboren als Mitte der 1990er Jahre. Die Zahl der Geburten mit Anenzephalie nahm von 4,2 auf 2,9 pro 100.000 ab. In absoluten Zahlen sind dies rein rechnerisch 422 Kinder mit Anenzephalie weniger. In der Summe ergibt dies 1.326 weniger Geburten mit Neuralrohrdefekten pro Jahr.
In Deutschland gibt es derzeit keine Verpflichtung zur Anreicherung von Getreideprodukten, obwohl die Folsäureversorgung von Frauen in gebärfähigem Alter als unzureichend eingestuft wird.
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