Morbus Alzheimer: Amyloide in PET und Liquor gehen kognitiven Einschränkungen voraus

San Diego – Gesunde ältere Erwachsene mit dem Nachweis von Amyloiden in Positronen-Emissions-Tomographie oder Liquor entwickelten in einer prospektiven Kohortenstudie im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2017; 317: 2305-2316) in den Folgejahren häufiger kognitive Einschränkungen als Erwachsene mit negativen Testergebnissen. Die Studie im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2017; 317: 2305-2316) könnte eine Frühdiagnose ermöglichen, die jedoch klinisch erst dann sinnvoll wäre, wenn eine effektive Therapie zur Verfügung stünde.
Der Morbus Alzheimer wird aller Wahrscheinlichkeit durch Ablagerungen von Beta-Amyloid im Gehirn ausgelöst, die nach und nach die Hirnzellen zerstören. Die Erkrankung beginnt wahrscheinlich viele Jahre bevor die ersten kognitiven Schwächen erkennbar sind. Seit einigen Jahren ist es möglich, die Amyloide mittels Tracern (Florbetapir oder Pittsburgh compound B) in der PET sichtbar zu machen. Ein weiterer Biomarker ist ein Anstieg von Amyloid-beta 42 im Liquor.
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass beide Tests häufig auch bei kognitiv gesunden Menschen positiv ausfallen. Die „Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative“ (ADNI) untersucht seit einigen Jahren, ob die Tests eine drohende Demenz anzeigen und zum Screening verwendet werden könnten. Die Studie begann im Jahr 2005 und begleitet seither eine Kohorte von gesunden Senioren, bei denen regelmäßig mittels PET und Liquoruntersuchung nach Amyloid-Ablagerungen im Gehirn gesucht wird. Gleichzeitig wird mit einer Batterie von neuropsychiatrischen Tests nach kognitiven Störungen gefahndet.
Ein Team um Michael Donohue von der University of Southern California in San Diego stellt jetzt die Ergebnisse von 445 Senioren vor. Im Alter von durchschnittlich 74 Jahren waren bei 202 Teilnehmern entweder im PET oder im Liquor Amyloide nachgewiesen worden. Alle Studienteilnehmer hatten zu Beginn in allen vier kognitiven Tests (darunter auch der Ärzten bekannte Mini-Mental-Status-Test, MMSE) normale Ergebnisse. In den folgenden median 3,1 Jahren kam es dann bei den Teilnehmern mit Amyloid-Ablagerungen zu einer ersten Verschlechterung in drei der vier Tests (darunter ein Rückgang um 0,56 Punkte im MMSE).
Die kognitiven Störungen sind derzeit noch sehr schwach, und es ist nicht sicher, ob und wenn ja, wie viele Teilnehmer wann an einer Demenz erkranken werden. Frühere Studien haben die Latenzzeit der Alzheimer-Erkrankung bis zum Beginn der Demenz auf 15 bis 20 Jahre geschätzt.
Für die Teilnehmer der ADNI könnte dies bedeuten, dass die Demenz erst im Alter von über 90 Jahren auftritt. Die ADNI soll deshalb weiter fortgesetzt werden.
Falls PET und/oder Liquor tatsächlich eine Frühdiagnose ermöglichen sollten, dürfte der Test vorerst nur in klinischen Studien zum Einsatz kommen. Ein Screening der älteren Bevölkerung käme erst in Frage, wenn eine Behandlung das Fortschreiten der Amyloid-Ablagerungen und den Ausbruch der Demenz verhindern könnte. Eine solche Therapie wurde bisher noch nicht gefunden.
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