Morbus Parkinson: Geruchsverlust geht Diagnose um bis zu zehn Jahre voraus

East Lansing – Riechstörungen sind häufig das erste Symptom einer degenerativen Hirnerkrankung. In einer Kohortenstudie in Neurology (2017; doi: 10.1212/WNL.0000000000004382) hatten die betroffenen Senioren ein deutlich erhöhtes Risiko, innerhalb der nächsten zehn Jahre an einem Morbus Parkinson zu erkranken.
Da Menschen sich bei ihrer Orientierung meist auf andere Sinne verlassen, wird leicht übersehen, wie wichtig und komplex der Geruchssinn ist. Der Geruchssinn ist ein zuverlässiges Warnorgan (etwa bei Nahrungsmitteln), und er beeinflusst (meist unbewusst) auch die interpersonelle Kommunikation. Menschen können zwischen 4.000 und 10.000 verschiedenen Gerüchen differenzieren. Die Gene für die dafür notwendigen Rezeptoren belegen 3 Prozent des menschlichen Genoms.
Die olfaktorischen Nervenbahnen haben direkte Verbindungen zu Hirnzentren für die Verarbeitung von Emotionen und zum Gedächtnis, die als besonders anfällig für degenerative Erkrankungen wie Morbus Alzheimer oder Morbus Parkinson gelten. Es gibt sogar Experten, die den Beginn dieser Erkrankungen in den Nerven der Riechbahnen vermuten.
Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass Riechstörungen frühzeitig einen Morbus Alzheimer anzeigen könnnen. Honglei Chen vom Michigan State University College in East Lansing/Michigan hat jetzt untersucht, ob Menschen mit Riechstörungen auch häufiger an einem Morbus Parkinson erkranken.
Ausgangspunkt der Untersuchung waren 2.462 gesunde Senioren im Alter von durchschnittlich 75 Jahren, die 1999/2000 im Rahmen der Health ABC Study an einem einfachen Riechtest teilgenommen hatten. Beim UPSIT („University of Pennsylvania Smell Identification Test“) müssen die Teilnehmer zwölf unterschiedliche Gerüche erkennen (wofür ihnen jeweils vier Antwortmöglichkeiten vorgegeben werden).
Die Teilnehmer mit den schlechtesten Ergebnissen hatten in den folgenden zehn Jahren das höchste Risiko, an Morbus Parkinson zu erkranken. Für das Tertil mit dem schwächsten Geruchssinn ermittelte Chen eine Hazard Ratio von 4,8, die bei einem allerdings sehr weiten 95-Prozent-Konfidenzintervall von 2,0 bis 11,2 signifikant war. Mit anderen Worten: Das relative Risiko, an einem Morbus Parkinson zu erkranken, war um den Faktor 2 bis 11 erhöht. Dieses erhöhte Risiko ließ sich sowohl in den ersten fünf Jahren als auch in der zweiten Hälfte der Dekade nachweisen. Es war für Männer stärker ausgeprägt als für Frauen und in der Studie nur für Weiße eindeutig nachweisbar.
Ob sich der Riechtest für eine Frühdiagnose eignet, kann die Studie nicht klären. Das absolute Risiko für Riechbehinderte scheint gering zu sein. In der Kohorte erkrankten nur 42 Teilnehmer an Morbus Parkinson.
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