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Mpox: Mögliche Vorboten einen größeren Ausbruchs in Kinshasa

  • Dienstag, 24. September 2024
/dottedyeti, stock.adobe.com
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Kinshasa – Sechs der 35 Gesundheitszonen der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo (DRC), Kin­shasa, bestätigten erstmals die gemeinsame Verbreitung von Mpox-Infektionen beider Kladen, Ia und Ib. In einer Studie in Eurosurveillance beschreibt das Team um Letzautor Placide Mbala-Kingebeni von der Univer­sity of Kinshasa die Situation als „besonders besorgniserregend“ (DOI: 10.2807/1560-7917.ES.2024.29.38.2400592).

In den Science-News ist die Rede von einem eventuellen „Vorboten eines größeren Ausbruchs“. Denn obwohl in Afrika viele Fälle von Mpox nicht gemeldet würden, sei Kinshasa nach Angaben des kongolesischen Ge­sund­heitsministeriums bislang weitgehend verschont geblieben.

Zwar hätte die Stadt bis zum 15. September in diesem Jahr nur 525 Verdachtsfälle gemeldet, heißt es im Bei­trag. Mehr als zehn Prozent davon hätten sich jedoch in der vergangenen Woche dieses Zeitraums ereignet.

In Eurosurveillance wird über zwölf Proben von elf vermuteten Mpox-Fällen in Kinshasa berichtet, die zwi­schen Juli und Mitte August 2024 gemeldet worden waren. Die routinemäßige landesweite Mpox-Überwa­chung am Institut National de Recherche Biomédicale (INRB) in Kinshasa bestätigte alle elf vermuteten Mpox-Fälle durch PCR, sieben der Klade Ia und vier der Klade Ib.

Keiner der elf bestätigten Fällen habe eine „umfassende Kontaktverfolgung“ durchgeführt. Wie sich die Infi­zier­ten mit dem Virus angesteckt haben oder wen sie möglicherweise angesteckt haben könnten, bleibt daher ungewiss.

Die Autorinnen und Autoren betonen die hohe Bevölkerungszahl (> 17 Millionen Einwohnende) und Bevöl­kerungsdichte der Stadt, die das Ausbruchsgeschehen negativ beeinflussen könnte.

Auch die Nähe zu Brazzaville, der Hauptstadt der Republik Kongo, und die internationalen Verbindungen per Flugzeug, seien relevant. In einem Preprint hatten die Forschenden die Ergebnisse bereits Anfang September publiziert (Medrxiv 2024; DOI: 10.1101/2024.09.03.24312937).

Die Virologin Martine Peeters von der Universität Montpellier, eine der Ko-Autorinnen des Eurosurveillance-Berichts, geht davon aus, dass angesichts der Art und Weise, wie Ib in Kamituga (DRC) durch sexuelle Netz­werke gerast sei, sich das Gleiche wahrscheinlich auch in Kinshasa ereignen könnte. „Es wird sicherlich zu einem Problem werden“, prophezeit Peeters im Science-Bericht.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums der DRC wurden zwischen dem 1. Januar und dem 14. September 2024 in fast allen 26 Provinzen der DRC 25.757 Verdachtsfälle von Mpox gemeldet, mit 806 Todesfällen, was einer Letalität (CFR) von 3,1 Prozent entspricht.

Die Zahlen der afrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC fallen aktuell für dieses Jahr noch etwas gerin­ger aus: mehr als 23.000 Mpox-Verdachtsfälle, davon sind fast 5.500 bestätigt und 730 Todesfälle mit Mpox (Stand 16. September).

Aufgrund einer hohen Dunkelziffer an nicht gemeldeten Mpox-Fällen, könnte die CFR niedriger liegen. Ange­sichts der begrenzten diagnostischen Testmöglichkeiten bestätige die DRC nur etwa 20 Prozent der vermute­ten Mpox-Fälle, heißt es im Science-Beitrag.

Und weiter: Weit mehr Menschen mit Mpox würden wahrscheinlich nie medizinische Hilfe aufsuchen oder ihre Fälle würden mit Windpocken verwechselt. Auf diese Fehleinschätzung wies kürzlich auch Dimie Ogoina, Professor für Infektionserkrankungen von der Niger Delta University hin (SMC Pressekonferenz 2024).

Infizierte Menschen können schmerzhafte Blasen und Fieber entwickeln. Einige Koinfektionen, wie etwa HIV, bei denen das Immunsystem geschwächt ist, können den Verlauf der Krankheit zudem verschlechtern (Int J Infect Dis. 2024, DOI: 10.1016/j.ijid.2024.107159, Lancet Infect Dis. 2024, DOI: 10.1016/S1473-3099(24)00514-0, Lancet 2023, DOI: 10.1016/S0140-6736(23)00273-8).

Das Ausmaß der Epidemie auf dem afrikanischen Kontinent veranlasste die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im August dazu, eine internationale Gesundheitsnotlage (PHEIC) auszurufen.

gie

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