Myokarditis verläuft nach Impfung milder als nach COVID-19

Kopenhagen – Die Myokarditis, zu der es in seltenen Fällen nach einer Impfung mit den beiden mRNA-Impfstoffen kommt, verläuft deutlich milder als eine Myokarditis nach COVID-19 oder aus anderen Gründen. Dies kam in einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie in BMJ Medicine (2023; DOI: 10.1136/bmjmed-2022-000373) heraus.
Die Myokarditis ist eine seltene Komplikation von Impfungen mit den mRNA-Impfstoffen BNT162b2 und mRNA-1273. Betroffen sind häufig jüngere Menschen mit 5,6 (nach BNT162b2) beziehungsweise 18,4 (nach mRNA-1273) zusätzlichen Erkrankungen auf 100.000 Geimpfte im Alter von 16 bis 24 Jahren. In den vier skandinavischen Ländern sind bis 2022 530 Erkrankungen dokumentiert worden, davon 64,1 % im Alter unter 40 Jahren.
Weitere 109 Personen sind in den ersten 28 Tagen nach einem positiven Test auf SARS-CoV-2 an einer Myokarditis erkrankt, davon 56 % im Alter ab 40 Jahren. Hieraus kann nicht geschlossen werden, das die Myokarditis häufiger nach einer Impfung als nach COVID-19 auftritt, da deutlich mehr Menschen geimpft als erkrankt sind.
Ein Team um Anders Hviid vom Statens Serum Institut in Kopenhagen hat den Ausgang der Erkrankung mit 6.653 Patienten verglichen, die seit 2018 aus anderen Gründen an einer Myokarditis erkrankt sind – wobei die genauen Ursachen in der Regel nicht identifiziert werden.
Die meisten Patienten erholen sich innerhalb weniger Wochen von der Myokarditis, es kann jedoch zu einer anhaltenden Herzschwäche kommen. Nach der konventionellen Myokarditis mussten 496 Patienten (7,5 %) in den folgenden 90 Tagen wegen einer Herzinsuffizienz erneut im Krankenhaus behandelt werden. Darunter waren 156 Todesfälle (2,3 %), wobei im Einzelfall unklar bleibt, ob die Erkrankung für den Tod verantwortlich war, was aber wahrscheinlich ist.
Nach einer mit COVID-19 assoziierten Myokarditis mussten 12 Patienten (11,0 %) wegen einer Herzschwäche im Krankenhaus behandelt werden (mit 6 Todesfällen, 5,5 %). Nach einer Impfstoff-assoziierten Myokarditis wurden 22 Patienten (4,5 %) wegen einer Herzschwäche im Krankenhaus behandelt (6 Todesfälle, 1,1 %).
Dies bedeutet, dass eine COVID-19-assoziierte Myokarditis häufiger mit einer Herzinsuffizienz oder einem Tod verbunden ist. Hviid ermittelt im Vergleich zur konventionellen Myokarditis ein relatives Risiko von 1,48 mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,86 bis 2,54 auf eine Herzinsuffizienz und ein relatives Risiko auf einen Tod von 2,35 (1,06-5,19).
Im Gegensatz dazu war eine impfstoffassoziierte Myokarditis seltener als eine konventionelle Myokarditis mit einer Herzinsuffizienz oder einem Tod verbunden. Die relativen Risiken waren 0,56 (0,37-0,85) und 0,48 (0,21-1,09). Eine Analyse, die alle Hospitalisierungen berücksichtigt, also nicht nur wegen einer Herzinsuffizienz, kam zu ähnlichen Ergebnissen.
Hviid schließt daraus, dass eine Myokarditis im Anschluss an eine Impfung einen milderen Verlauf nimmt als eine Myokarditis nach COVID-19 oder eine konventionelle Myokarditis.
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