Nach Unwetter in Libyen: Hunderte Menschen begraben

Bengasi – Nach dem verheerenden Unwetter in Libyen sind in der besonders schwer betroffenen Stadt Darna Hunderte Menschen begraben worden. Mehr als 300 Opfer wurden in Massengräbern beerdigt, wie das libysche Portal Babwat Al-Wasat heute berichtete.
Videos und Fotos in sozialen Medien zeigten ein katastrophales Ausmaß der Zerstörung der Küstenstadt in Folge der Regenfälle: zerstörte Häuser und Autos in von Schlammmassen überschwemmten Straßen. Zur Zahl der Toten lagen zunächst keine überprüfbaren Angaben vor.
Politiker einer der beiden konkurrierenden Regierungen im Land fürchteten mehrere Tausend Tote, nachdem Sturm „Daniel“ Libyen vorgeestern erfasst hatte. Othman Abdel Dschalil, Gesundheitsminister im Osten, sagte dem Fernsehsender Al-Massar, es sei nach wie vor schwer, die genaue Zahl der Toten und Vermissten zu bestimmen.
„Die Leichen lagen in vielen Gebieten der Stadt Darna, die als Resultat der Aushöhlung vieler Straßen und Gebäudeeinstürze für mehrere Stunden lang isoliert war“, sagte Abdel Dschalil. Die Regierung im Westen in der Hauptstadt Tripolis unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sprach von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren. Gestern wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
In Darna war die Lage nach Angaben des Gemeinderats „außer Kontrolle“. Dort sollen zwei Staudämme gebrochen sein. Rettungsmaßnahmen gestalteten sich nach Angaben des Notfalldiensts schwierig. Man sei auf die Unterstützung von Hubschraubern angewiesen. Strom und Internetverbindungen seien unterbrochen. Die betroffenen Regionen wurden zu „Katastrophengebieten“ erklärt.
In Libyen wurde Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi 2011 gewaltsam gestürzt. Die staatliche Ordnung ist weitgehend zerfallen, zahlreiche Konfliktparteien ringen um Einfluss.
Derzeit kämpfen zwei verfeindete Regierungen – eine mit Sitz im Osten, die andere mit Sitz im Westen – um die Macht. Alle diplomatischen Bemühungen, den bis heute andauernden Bürgerkrieg friedlich beizulegen, scheiterten bislang. Der Konflikt wird durch ausländische Staaten zusätzlich befeuert.
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