Neue Anlaufstelle hilft alten Menschen bei der Bewältigung verdrängter Traumen
Düsseldorf – Nordrhein-Westfalen (NRW) richtet eine neue „Landesfachstelle Trauma und Leben im Alter“ ein. Hintergrund ist, dass traumatische Gewalterfahrungen durch Krieg, Flucht oder sexualisierte Gewalt, die lange vergessen oder verdrängt waren, im Alter unerwartet wiederkehren können. Sie lösen dann mitunter Verhaltensauffälligkeiten oder körperliche Leiden aus.
„Gerade wenn Menschen im Alter hilfloser werden und dadurch Situationen erleben, in denen sie sich ausgeliefert fühlen, können frühere traumatische Gewalterfahrungen wieder aufbrechen. Bei der Diagnose von Erkrankungen älterer Menschen werden Jahrzehnte zurückliegende Traumata aber zu oft nicht beachtet“, sagte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) bei einer Auftaktveranstaltung zur Landesfachstelle. Betroffene, Angehörige aber auch Fachkräfte seien mit dieser Situation häufig überfordert.
Laut dem Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA) berichten etwa 40 bis 50 Prozent der Generation, die bis Ende des Zweiten Weltkrieges geboren wurde, über traumatische Erfahrungen aus Zeiten des Krieges durch Bombenangriffe, Flucht und Hungersnot. Besonders bei Frauen spiele zudem sexualisierte Gewalt eine Rolle.
Die neue Landesfachstelle soll dazu beitragen, dass solche Traumata künftig schneller erkannt und professionelle Unterstützung organisiert wird. Dafür soll sie ein überregionales Hilfenetzwerk aufbauen, eine Lotsenfunktion für Betroffene übernehmen und Informationen und Beratung für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte bieten.
Träger des Projekts sind die Vereine Wildwasser Bielefeld und Paula Köln. Die Fachstelle startet mit Anlaufstellen in Köln und Bielefeld. Um dazu ein landesweites Hilfe-, Beratungs- und Informationsnetz aufzubauen, finanziert das MGEPA die neue Landesfachstelle „Trauma und Leben im Alter“ mit rund 400.000 Euro.
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