Ärzteschaft

Neue Leitlinie zu hormoninaktiven Hypophysen-Tumoren

  • Freitag, 3. April 2020
3D-Darstellung der Hirnanhangsdrüse, Hypophyse /Sebastian Kaulitzki stock.adobe.com
/Sebastian Kaulitzki stock.adobe.com

Altdorf – Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hat zusammen mit anderen Fachgesellschaften eine S2k-Leitlinie zur Diagnose und Behandlung von Patienten mit hormoninaktiven Tumoren der Hypophyse vorgestellt.

Die Hypophyse produziert bekanntlich Botenstoffe, die wiederum andere Hormondrüsen im Körper regeln. Eine häufige Folge des Tumors sind daher hormonelle Veränderungen: Werden zu viele oder zu wenige Hormone gebildet, können sehr unterschiedliche Be­schwerden wie Abgeschlagenheit, Frieren, Kreislaufstörungen, niedriger Blutdruck, Mus­kelschwäche oder eine Fettstoffwechselstörung auftreten.

„Hypophysentumoren sind in den allermeisten Fällen gutartig. Es handelt sich meist um sogenannte Adenome. Allerdings ist der Platz im Gehirn beschränkt, sodass umliegendes Gewebe durch die Raumforderung beeinträchtigt wird“, erklärte Martin Fassnacht vom Universitätsklinikum Würzburg, einer der Koordinatoren der Leitlinie. Dies könne eben­falls zu Symptomen führen, beispielsweise zu Sehstörungen.

Laut der DGE weisen vermutlich rund zehn Prozent der Allgemeinbevölkerung Hypophy­sen­adenome auf. Allerdings werden viele dieser Tumoren klinisch nicht auffällig. Ob eine Behandlung nötig ist, hängt von ihrer Größe ab und davon, ob sie Beschwerden verur­sa­chen.

Da heutzutage immer öfter kernspinntomografische Untersuchungen des Kopfes gemacht werden, beispielsweise weil Patienten unter Schwindel oder an Kopfschmerzen leiden, werden laut der DGE immer mehr dieser Adenome entdeckt.

„Das macht Handlungsempfehlungen speziell für Allgemeininternisten und Hausärzte so wichtig, da es bisher kein standardisiertes Vorgehen gab“, erläuterte Cornelia Jaursch-Hancke, die zusammen mit Fassnacht die Leitlinie koordiniert hat und Mitglied im Vor­stand der DGE ist.

An der Leitlinie haben Experten von zwölf Fachgesellschaften und Organisationen unter Führung der DGE mitgearbeitet. Sie empfehlen, die Diagnose „hormoninaktives Adenom“ laborchemisch zu sichern, um sowohl eine Unter- aber auch eine Überdiagnostik zu ver­hindern. „Mikroadenome, die keine Beschwerden hervorrufen, sollen nicht aktiv behan­delt werden – ‚wait and scan‘ ist hier die Devise“, so Jaursch-Hancke.

„Die Leitlinie zu den klinisch hormoninaktiven Hypophysenadenomen schließt eine Lü­cke, denn sie fasst das aktuelle Wissen zu Diagnostik und Therapie zusammen und unter­stützt dadurch die betreuenden Ärzte bei der Entscheidung über den optimalen Behand­lungsweg für ihre Patienten“, betonte Matthias Weber, Mediensprecher der DGE.

hil

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