Neue Leitlinie zu hormoninaktiven Hypophysen-Tumoren

Altdorf – Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hat zusammen mit anderen Fachgesellschaften eine S2k-Leitlinie zur Diagnose und Behandlung von Patienten mit hormoninaktiven Tumoren der Hypophyse vorgestellt.
Die Hypophyse produziert bekanntlich Botenstoffe, die wiederum andere Hormondrüsen im Körper regeln. Eine häufige Folge des Tumors sind daher hormonelle Veränderungen: Werden zu viele oder zu wenige Hormone gebildet, können sehr unterschiedliche Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Frieren, Kreislaufstörungen, niedriger Blutdruck, Muskelschwäche oder eine Fettstoffwechselstörung auftreten.
„Hypophysentumoren sind in den allermeisten Fällen gutartig. Es handelt sich meist um sogenannte Adenome. Allerdings ist der Platz im Gehirn beschränkt, sodass umliegendes Gewebe durch die Raumforderung beeinträchtigt wird“, erklärte Martin Fassnacht vom Universitätsklinikum Würzburg, einer der Koordinatoren der Leitlinie. Dies könne ebenfalls zu Symptomen führen, beispielsweise zu Sehstörungen.
Laut der DGE weisen vermutlich rund zehn Prozent der Allgemeinbevölkerung Hypophysenadenome auf. Allerdings werden viele dieser Tumoren klinisch nicht auffällig. Ob eine Behandlung nötig ist, hängt von ihrer Größe ab und davon, ob sie Beschwerden verursachen.
Da heutzutage immer öfter kernspinntomografische Untersuchungen des Kopfes gemacht werden, beispielsweise weil Patienten unter Schwindel oder an Kopfschmerzen leiden, werden laut der DGE immer mehr dieser Adenome entdeckt.
„Das macht Handlungsempfehlungen speziell für Allgemeininternisten und Hausärzte so wichtig, da es bisher kein standardisiertes Vorgehen gab“, erläuterte Cornelia Jaursch-Hancke, die zusammen mit Fassnacht die Leitlinie koordiniert hat und Mitglied im Vorstand der DGE ist.
An der Leitlinie haben Experten von zwölf Fachgesellschaften und Organisationen unter Führung der DGE mitgearbeitet. Sie empfehlen, die Diagnose „hormoninaktives Adenom“ laborchemisch zu sichern, um sowohl eine Unter- aber auch eine Überdiagnostik zu verhindern. „Mikroadenome, die keine Beschwerden hervorrufen, sollen nicht aktiv behandelt werden – ‚wait and scan‘ ist hier die Devise“, so Jaursch-Hancke.
„Die Leitlinie zu den klinisch hormoninaktiven Hypophysenadenomen schließt eine Lücke, denn sie fasst das aktuelle Wissen zu Diagnostik und Therapie zusammen und unterstützt dadurch die betreuenden Ärzte bei der Entscheidung über den optimalen Behandlungsweg für ihre Patienten“, betonte Matthias Weber, Mediensprecher der DGE.
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