Neue Leitlinie zu mitochondrialen Erkrankungen

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat eine S1-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie mitochondrialer Erkrankungen herausgegeben. Diese sind klinisch, biochemisch und genetisch sehr heterogen.
„Durch die Komplexität und Heterogenität der Krankheiten stellt die diagnostische Zuordnung und Aufarbeitung im Verdachtsfall bis auf wenige charakteristische Syndrome oft eine Herausforderung dar“, schreiben die Leitlinienautoren um Cornelia Kornblume von der Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Bonn, in der Einführung der Leitlinie.
Ebenso schwierig sei es, eine mitochondriale Erkrankung als Ursache klinischer Beschwerden beweisend auszuschließen. Mehrfachuntersuchungen und nicht erforderliche Diagnostik seien häufige Folgen. Aber auch nach Diagnosestellung seien die Beratung und Betreuung der Patienten oft schwierig.
„Limitierte Therapiemöglichkeiten und fehlende kurative Behandlungsoptionen führen erfahrungsgemäß zu vermehrten individuellen Therapieversuchen, zu deren Anwendung keine evidenzbasierten Empfehlungen vorliegen“, so die Autoren.
Die Leitlinie versuche daher „ein möglichst standardisiertes diagnostisches und therapeutisches Vorgehen bei vermuteter beziehungsweise gesicherter mitochondrialer Erkrankung des Erwachsenenalters festzulegen“.
Laut den Autoren sind mehr als 1.700 nukleäre mitochondriale Gene bekannt, von denen bislang über 300 mit mitochondrialen Erkrankungen assoziiert seien. Die pathophysiologischen Mechanismen mitochondrialer Erkrankungen würden zunehmend verstanden, sodass sich daraus neue, innovative Behandlungskonzepte ergäben.
Diese Entwicklung spiegele sich in einer wachsenden Anzahl interventioneller klinischer Therapiestudien wider. „Allerdings steht bisher mit dem Wirkstoff Idebenon nur ein zugelassenes Medikament zur Behandlung einer mitochondrialen Erkrankung zur Verfügung“, so die Leitlinien-Autoren.
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