Ärzteschaft

Neue Leitlinie zum Restless-Legs-Syn­drom

  • Montag, 5. September 2022
Mann sitzt im Bett und fasst sich vor Schmerzen ans Bein. /dpa
Be­schwerden des Restless Legs Syndrom treten vor­wie­gend abends und nachts auf. Etwa 8 % sind betroffen. /dpa

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), der Deutschen Schmerzgesellschaft und anderen eine neue S2k-Leitlinie zum Restless-Legs-Syndrom (RLS) vorgestellt.

„Das RLS ist zwar keine lebensbedrohliche Krankheit, mindert aber die Lebensqualität enorm. Der Leidens­druck ist hoch und es ist wichtig, den Stand der Forschung allen Behandlern verfügbar zu machen“, erklärte Claudia Trenkwalder, Kassel, eine der beiden federführenden Autorinnen der Leitlinie.

Insgesamt leiden laut der Leitlinie fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung am RLS. Die Betroffenen haben Miss­empfindungen und Schmerzen in den Beinen, die während der Ruhezeit auftreten. Bei 85 Prozent der Patientinnen und Patienten kommt es zu periodischen Beinbewegungen im Schlaf.

Die Betroffenen verspüren einen Bewegungsdrang. Resultat sind oft Einschlaf- und Durchschlafstörungen, die mit einer erhöhten Tagesmüdigkeit und verminderten Leistungsfähigkeit verbunden sind. Auffällig ist laut der Leitliniengruppe ein erhöhtes Risiko für Angsterkrankungen und Depressionen bei RSL-Patienten.

Die Therapie ist nach Angaben der Leitlinie komplex, insbesondere wegen des Risikos einer Augmentation, einer Verstär­kung der Symptome durch eine zu hoch dosierte dopaminerge Therapie. Daher rät die Leitlinie zu einem lang­samen, symptomorientierten Vorgehen, ausgehend von der Schwere der Beeinträchtigung im Hinblick auf die Schlaf- und Lebensqualität.

Anna Heidbreder, ebenfalls Koordinatorin der Leitlinie, betonte: „Bei den Betroffenen sollte regel­mäßig der Eisenstoffwechsel kontrolliert und frühzeitig eine Eisentherapie initiiert werden, außerdem können die Be­troffenen ermuntert werden, auch nicht medikamentöse Therapieoptionen auszuprobieren, die auch zusätz­lich zu einer medikamentösen Therapie eingesetzt werden können.“ Eine kontinuierliche medikamen­töse Therapie sollte erst so spät wie möglich erfolgen.

Hierzu rät die Leitlinie bei leichtem RLS und niedrigen Eisenspiegeln (Ferritin ≤ 75 µg/l) zu einer Eisensubsti­tution mit 325 Milligramm Eisensulfat zweimal täglich und jeweils 100 Milligramm Vitamin C. Ist der Ferritin­spiegel nicht erniedrigt oder die Eisensubstitution alleine nicht erfolgreich, sollten folgende Dopaminagonis­ten als Therapie der ersten Wahl eingesetzt werden: Rotigotin, Ropinirol oder Pramipexol, und zwar in der möglichst niedrigsten Dosierung.

Alternativ könne auch ein Gabapentinoid zur Anwendung kommen. Levodopa sollte nicht mehr zur konti­nuier­lichen Behandlung eingesetzt werden. Als Medikamente zweiter Wahl könnten Opioide wie Oxycodon/Nalo­xon retard oder andere retardierte Opioide im Off-Label-Use eingesetzt werden. Cannabinoide, Magnesium und Benzodiazepine helfen bei RLS laut der Leitlinie dagegen nicht.

hil

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