Neue Leitlinie zur Chagas-Krankheit

Hamburg – Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) hat zusammen mit anderen Fachgesellschaften und Organisationen eine „Handlungsempfehlung zu Screening, Diagnose, Behandlung und klinischem Management der Chagas-Krankheit in Deutschland“ auf S1-Niveau vorgestellt. Die Autorengruppe strebt damit nach eigenen Angaben „eine Harmonisierung des Vorgehens innerhalb Deutschlands sowie mit den internationalen Empfehlungen“ an.
Die Chagas-Krankheit ist eine Zoonose, die durch eine Infektion mit Trypanosoma cruzi verursacht wird. Sie ist laut der Leitlinie derzeit in 21 lateinamerikanischen Ländern endemisch. Aufgrund der zunehmenden Mobilität der Bevölkerung und verschiedener nichtvektorieller Übertragungswege, zum Beispiel gemeinsamen Nadelgebrauchs unter Drogenkonsumenten, konnte sich die Krankheit weltweit ausbreiten. Die Betreuung der Patienten ist laut Leitliniengruppe oft schlecht.
„Selbst in Ländern mit hohem Einkommen scheinen nur wenige Personen, die ein Risiko für eine Trypanosoma-cruzi-Infektion haben oder bereits infiziert sind, nach den derzeitigen Standards diagnostiziert beziehungsweise behandelt zu werden“, erläutern die Autoren.
Auch in Deutschland erhalte nur ein kleiner Teil der Risikopopulation eine angemessene Versorgung. „Es fehlt an systematischen Screening- und Meldemechanismen, so dass die Übertragungswege nicht unterbrochen werden“, bemängeln das Autorenteam in der Leitlinie.
Die Chagas-Erkrankung verläuft in Phasen: Die ersten ein bis drei Monate nach der Infektion werden als akute Phase bezeichnet. „Die meisten Patienten entwickeln hier eine hohe Parasitämie, und die Symptome sind meist leicht und unspezifisch, können aber auch völlig fehlen oder schwerwiegend sein“, heißt es in der Leitlinie. Danach treten die Patienten in die chronische Phase ein.
„Nach einer asymptomatischen Phase von unterschiedlicher Dauer entwickeln etwa 30 Prozent der chronisch Infizierten eine Funktionsstörung des Herzens und zehn Prozent eine Funktionsstörung des Verdauungstrakts; auch neurologische oder gemischte Manifestationen sind möglich“, so die Autoren. Diese spezifischen Organschäden könnten zu erheblichen Beeinträchtigungen und schließlich zum Tod führen.
Die Therapie zielt darauf ab, Trypanosoma cruzi zu eliminieren, die mit der Infektion verbundene Morbidität und Mortalität zu verringern und die kongenitale Übertragung zu verhindern. Bislang sind laut Leitlinie Benznidazol und Nifurtimox die einzigen verfügbaren trypanoziden Medikamente.
Die Autoren der Leitlinie schlagen die Einrichtung einer nationalen Datenbank für die Chagas-Erkrankung vor, um ein Instrument zur Überwachung und Kontrolle zu schaffen. „Es sollten zur epidemiologischen Verlaufsbeurteilung wiederholte Überwachungsstudien durchgeführt werden“, empfiehlt die Leitliniengruppe zudem.
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