Neue Leitlinie zur Therapie des ischämischen Schlaganfalls

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Schlaganfallgesellschaft (DSG) haben zusammen mit weiteren Fachgesellschaften eine aktualisierte und erweiterte Leitlinie auf S2e-Niveau zur Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls publiziert.
Die bisherige S1-Leitlinie stammte aus dem Jahr 2012, 2015 kam eine Ergänzung zu den Rekanalisationstherapien hinzu. Sprecher der Leitliniensteuergruppe sind Martin Köhrmann, Essen, und Peter Ringleb, Heidelberg. Sie betonen, dass alle Patienten mit einem ischämischen Schlaganfall in einer Stroke Unit behandelt werden sollten.
Die meisten Schlaganfälle – 85 Prozent – sind ischämischer Natur, das heißt, sie entstehen durch den Verschluss oder die hochgradige Verengung einer hirnversorgenden Arterie. Damit es nicht zum Absterben von Gehirnzellen und bleibenden Schäden kommt, muss die Blutversorgung bekanntlich möglichst schnell wiederhergestellt werden.
Die sogenannte Rekanalisationstherapie erfolgt entweder durch die medikamentöse Auflösung des Gerinnsels (intravenöse Thrombolyse) oder bei Großgefäßverschlüssen mit einem Gefäßkathetereingriff zur mechanischen Entfernung des Gerinnsels (interventionelle Thrombektomie) in einem entsprechenden Zentrum.
Wenn eine mechanische Thrombektomie in Frage kommt, sollte laut der Leitlinie stets auch eine Gefäßdiagnostik vom Aortenbogen aufwärts stattfinden. Falls bei Ankunft in der Klinik das Zeitintervall von 4,5 Stunden überschritten sei, sollte eine erweiterte Bildgebung erfolgen, da auch dann befundabhängig noch therapeutische Schritte zur Reperfusion möglich seien.
Die Standardtherapie für die systemische Thrombolyse erfolgt laut der Leitlinie mit Alteplase. Der Wirkstoff Tenecteplase könnte laut den Autoren als modifiziertes Molekül eine noch bessere Wirksamkeit haben.
In der EU sei diese Substanz aber bisher nur zur Behandlung des Herzinfarktes zugelassen, die Studienlage beim Schlaganfall sei bislang nicht einheitlich. „Gemäß der neuen Leitlinie soll Tenecteplase außerhalb klinischer Studien nur in Einzelfällen eingesetzt werden“, so die Leitlinienautoren.
„Insgesamt bildet die aktuelle Leitlinie das derzeit verfügbare Wissen beim Schlaganfall ab, um eine bestmögliche Versorgung der Betroffenen zu gewährleisten. Besonders hervorzuheben ist die Interdisziplinarität dieser Leitlinie“, sagte Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.
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