Ärzteschaft

Neue S3-Leitlinie zum Multiplen Myelom

  • Freitag, 18. Februar 2022
/David A Litman, stock.adobe.com
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Berlin – Das Leitlinienprogramm Onkologie hat erstmals ist in Deutschland eine S3-Leitlinie zur Dia­g­nos­tik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) und für Betroffene mit Multiplem Myelom veröffentlicht.

Die Leitlinie ist unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) und unter Mitwirkung von 24 Fachgesellschaften sowie weiteren Organisationen entstanden.

Nachdem in den 1990er-Jahren mit der autologen Stammzelltransplantation erstmals eine wirksame The­ra­pie für das Multiple Myelom eingeführt worden sei, habe sich die Behandlungssituation seit der Jahrtausend­wende tiefgreifend verändert, betonte Leitlinienkoordinator Christof Scheid vom Univer­sitätsklinikum Köln.

So seien neue Medikamentengruppen zugelassen worden, die in verschiedenen Kombinationen zur The­rapie eingesetzt werden können. Zeitgleich seien die Anforderungen an die Diagnostik gestiegen, bei­spielsweise zur frühzeitigen Detektion eines Rezidivs, aber auch zum Erkennen von Organkomplikationen – wie etwa Nierenerkrankungen – die bei einem Multiplen Myelom auftreten können.

„Mit der S3-Leitlinie soll daher das Wissen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Multiplen Mye­loms gebündelt und die fachübergreifende Betreuung, etwa durch Schmerztherapie, körperliches Trai­ning oder Rehabilitationsmaßnahmen, verbessert werden“, so Scheid.

Das Multiple Myelom zählt zu den seltenen Krebserkrankungen. 2018 erkrankten laut Robert-Koch-Institut 2.810 Frauen und 3.540 Männer neu an dieser Krebsart, wobei meist ältere Per­sonen betroffen sind.

Die Fünf-Jahres-Überlebensrate ist niedrig, sie liegt bei 54 Prozent (bei Frauen), bzw. bei 56 Prozent (bei Männern). Oftmals sind die Symptome unspezifisch. Betroffene klagen etwa über Knochenschmerzen, Gewichtsverlust und Infektneigungen.

Scheid zufolge wird die Erkrankung meist medikamentös behan­delt. Zum Einsatz können etwa eine Hochdosischemotherapie mit nachfolgender autologer oder alloge­ner Stammzelltherapie kommen.

Bei der autologen Stammzelltherapie werden dem Betroffenen vor der Chemotherapie Stammzellen entnommen und im Anschluss wieder transplantiert. Bei der allogenen Stammzelltransplantation erhal­ten Erkrankte die Stammzellen eines passenden Spenders.

Können Patienten aufgrund eines schlechten Allgemeinzustandes keine Stammzelltherapie erhalten, stehen ihnen Kombinationstherapien mit verschiedenen Wirkstoffen zur Verfügung, wie etwa Proteaso­men­inhibitoren und molekulare Antikörper. Auch eine Strahlentherapie kann zum Einsatz kommen, bei­spielsweise zur Schmerzbehandlung oder zur Verhinderung von Knochenbrüchen.

hil/sb

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