Neue Therapieschemata gegen multiresistente Tuberkulose wirksam

Paris – Vier neue verbesserte Therapieschemata sind gegen multiresistente oder rifampicin-resistente Tuberkulose (MDR/RR-TB) wirksam. Entsprechende Ergebnisse der endTB-Studie haben die Organisationen Partners In Health, Interactive Research and Development und Ärzte ohne Grenzen gestern auf der Union World Conference on Lung Health in Paris vorgestellt.
MDR/RR-TB wird durch ein TB-Bakterium verursacht, das gegen Rifampicin, eines der wirksamsten Erstlinien-Antibiotika, sowie gegen Isoniazid resistent ist. Etwa eine halbe Million Menschen erkranken jedes Jahr an MDR-/RR-TB.
Viele Menschen werden mit konventionellen Therapien behandelt, die langwierig – bis zu 24 Monate Therapiedauer – und zum Teil unwirksam sind. Der Behandlungserfolg lag laut den Organisationen im Jahr 2018 bei 59 Prozent.
Außerdem könnten die herkömmlichen Therapien starke Nebenwirkungen verursachen, zum Beispiel akute Psychosen und dauerhafte Taubheit.
Die klinische Studie endTB ist eine randomisierte, kontrollierte, offene, länderübergreifende Phase-III-Studie zur Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit eines neuen, vollständig oralen, verkürzten Behandlungsschemas für Fluorchinolon-resistente MDR-TB.
Es wird von der Organisation Unitaid, Ärzte ohne Grenzen und Partners in Health mitfinanziert. Die experimentelle Behandlungsdauer beträgt sechs oder neun Monate, abhängig vom Ausmaß der Erkrankung zu Studienbeginn und dem Ansprechen auf die Behandlung.
An der 2017 begonnenen endTB-Studie nahmen 754 Patientinnen und Patienten aus sieben Ländern teil: Georgien, Indien, Kasachstan, Lesotho, Pakistan, Peru und Südafrika. Darunter befanden sich auch Menschen aus Gruppen, die aus bisherigen Studien ausgeschlossen waren, zum Beispiel Jugendliche, Personen mit Vorerkrankungen wie Drogenabhängigkeit und Menschen, die während der Studie schwanger wurden.
Es zeigte sich, dass drei neue Behandlungsschemata eine ähnliche Wirksamkeit und Sicherheit wie herkömmliche Behandlungen für resistente Formen von TB bieten, aber die Behandlungsdauer um bis zu zwei Drittel verkürzen können.
Darüber hinaus unterstützt die Studie die Verwendung eines vierten Behandlungsschemas als Alternative für Menschen, die Bedaquilin oder Linezolid nicht vertragen – mindestens eines dieser beiden Medikamente ist in jedem von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Behandlungsschema für MDR-TB enthalten.
Die Ergebnisse von endTB werden laut den Hilfsorganisationen einen nachhaltigen Einfluss auf die Behandlung von MDR-TB haben. Alle Therapien könnten mit einer Rezeptur aus nur acht Medikamenten zusammengestellt werden.
„Wenn sie von der WHO empfohlen werden, können sie in fast allen Fällen von MDR-TB, einschließlich Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und schwangeren Menschen, als erste MDR-TB-Versorgung eingesetzt werden“, heißt es in einer Information der Hilfswerke zu der endTB-Studie.
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