Politik

Neuer Einspruch gegen Patent auf teuren Hepatitis-C-Wirk­stoff

  • Montag, 27. März 2017
Uploaded: 27.03.2017 18:09:41 by maybaum
/hafakot, stock.adobe.com

München/Berlin – Die Hilfsorganisation Ärzte der Welt hat heute zusammen mit Ärzte ohne Grenzen und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen beim Europäischen Patentamt (EPA) einen Einspruch gegen ein Patent auf den Wirkstoff Sofosbuvir ein­gereicht. „Sofosbuvir ist so teuer, dass Millionen Menschen mit Hepatitis C derzeit nicht mit dem Medikament behandelt werden können”, sagte Isaac Chikwanha, Hepatitis-C-Ex­perte der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen.

Weltweit leben laut der Hilfsorganisation rund 80 Millionen Menschen mit Hepatitis C. In vielen Ländern werde die Behandlung rationiert oder ist nicht verfügbar, zum Beispiel in Russland, Thailand oder Brasilien. „Jeder, der das Medikament braucht, sollte es auch be­kommen können”, forderte Chikwanha.

Ärzte der Welt hatte bereits im Februar 2015 Einspruch gegen ein Patent des Her­stel­lers Gilead Sciences vor dem EPA eingereicht. „Wir konnten mit dem Einspruch beim EPA zei­gen, dass ein Patent vergeben wurde, obwohl die Bedingungen des Patent­erteilungs­ver­fah­rens nicht erfüllt waren. Patente sind die Grundlage der überhöhten Preise, die Pa­tien­ten und Gesundheitssysteme in Europa belasten“, sagte François De Keersmaeker, Direktor von Ärzte der Welt Deutschland. 

Die EPA-Kommission hatte im Oktober 2016 entschieden, dass die zum Patent ange­mel­dete chemische Formel nicht den rechtlichen Vorgaben entspricht und der Wirkstoff da­mit nicht mehr in vollem Umfang geschützt ist. Das Pharmaunternehmen hat daher im Ju­ni 2016 ein zweites Patent beim EPA angemeldet, das den Wirkstoff Sofosbuvir ab­deckt. Das Patent schützt die wichtigsten Basisverbindungen, welche essenziell für die Herstell­ung von Hepatitis-C-Medikamenten sind. Gegen diesen zweiten Patentversuch von Gile­ad richtet sich der jetzige Vorstoß der Hilfsorganisationen. An dem Protest beteiligen sich 30 zivilgesellschaftliche Organisationen aus 17 europäischen Ländern.

„Dieses Patent kann und sollte angefochten werden, denn die wissenschaftlichen Ver­fah­ren hinter Sofosbuvir sind nicht neu“, sagte Marco Alves von der Medikamentenkam­pag­ne der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Patentanfechtungen könnten die Gültigkeit eines Patents aufheben oder dessen Gültigkeitsdauer verkürzen. Ein Wett­bewerb mit Ge­nerika-Herstellern werde dann schneller möglich.

Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind in Europa zwischen 7,3 und 8,8 Millionen Menschen mit Hepatitis C infiziert. Die etwa zwölfwöchige Behandlung von He­pa­titis-C-Erkrankten kostet je nach Land bis zu 55.000 Euro.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung