Neutropenische Enterokolitis: Todesfälle unter Docetaxel-Generikum
Paris – In Frankreich sind seit August letzten Jahres fünf Patienten unter der Therapie mit dem Zytostatikum Docetaxel an einer neutropenischen Enterokolitis gestorben. Die Arzneimittelagentur ANSM hat jetzt die Onkologen in einem Brief informiert. Das Institut Curie, wo zwei Todesfälle aufgetreten waren, verzichtet derzeit komplett auf Docetaxel und behandelt die Brustkrebspatientinnen stattdessen mit Paclitaxel.
Die Todesfälle betreffen fünf Patientinnen, die mit einer generischen Version von Docetaxel behandelt wurden. Hersteller ist nach Informationen des Figaro die Firma Accord Healthcare, eine Tochter der indischen Firma Intas Pharmaceuticals.
Die Patientinnen im Alter von 46 bis 73 Jahren hatten Docetaxel als Monotherapie und in Kombination mit anderen Wirkstoffen im Rahmen einer adjuvanten oder neoadjuvanten Chemotherapie eines Mammakarzinoms erhalten.
Die ANSM hatte bereits nach den ersten drei Todesfällen eine Untersuchung eingeleitet, deren Ergebnisse Ende März vorliegen sollen. Eine erste Überprüfung der Charge durch die ANSM soll zu keinen Beanstandungen geführt haben. Die ANSM verzichtet deshalb auf einen Rückruf.
Das Institut Curie war mit dieser Einschätzung offenbar nicht einverstanden. An dem Forschungsinstitut, das sich auf die Krebsbehandlung spezialisiert hat, war es bereits im Juni letzten Jahres erstmals zu einem Todesfall gekommen. Am 4. Februar starb dann eine weitere Patientin an einer neutropenischen Enterokolitis. Die Klinik verzichtet seither auf Docetaxel und behandelt die Patientinnen statt dessen mit Paclitaxel, wie sie in der letzten Woche in einer Pressemitteilung bekannt gab.
Eine Neutropenie ist eine häufige und bekannte Nebenwirkung von Docetaxel. Zur Enterokolitis kommt es dagegen selten. Die Pathogenese ist nicht genau bekannt. Die Komplikation wurde vereinzelt auch nach Gabe anderer Zytostatika beschrieben. Die Mortalität soll bis zu 50 Prozent betragen.
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