Ärzteschaft

Nord-KVen weisen Überversorgung in den Städten zurück

  • Freitag, 5. August 2011

Hamburg/Bad Segeberg – Die Kassenärztlichen Vereinigungen in Hamburg (KVHH) und Schleswig-Holstein (KVSH) haben darauf hingewiesen, dass es in den Städten keine ärztliche Überversorgung gebe. Im Zuge des Kabinettsbeschlusses zum GKV-Versorgungsstrukturgesetz hatten verschiedene Krankenkassen kritisiert, in den Städten gebe es zu viele Arztpraxen.

„Das Märchen, dass die Städte überversorgt seien, hält einem Faktencheck nicht stand“, sagten Ralph Ennenbach, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVSH und Walter Plassmann, Vizechef der KVHH.

Beide wiesen darauf hin, dass sich die Krankenkassen bei ihren Aussagen stets auf die bisherige Bedarfsplanung bezögen. Diese werde aber gerade durch das Versorgungsstrukturgesetz abgelöst, weil sie nach Ansicht aller Experten als Planungsgrundlage ungeeignet sei. „Wer auf Basis einer Bedarfsplanung, deren offensichtliche Defizite auch von Kassenseite wiederholt beklagt wurden, überall nur noch Überversorgung sieht, bewegt sich argumentativ auf dünnem Eis“, so die Vorstände.

Die tatsächlichen Arztzahlen sprechen den KVen zufolge eine deutlich andere Sprache. In Dithmarschen, das laut KVSH und KVHH nicht als ärztlich überversorgt gilt, kommt ein Hausarzt auf 1.453 Einwohner, in Nordfriesland teilen sich rechnerisch 1.329 Einwohner einen Allgemeinarzt. In den angeblich überversorgten Städten sei die hausärztliche Versorgung jedoch keinesfalls besser.
 

Ein Hausarzt in Kiel versorgt nach Aussage der KVen im Schnitt mehr Einwohner als sein Kollege in Nordfriesland, nämlich 1.348. Auch in der Metropolregion Hamburg sei eine Überversorgung nicht erkennbar, im Kreis Pinneberg kommen 1.698 Einwohner auf einen Hausarzt. „Wer im hausärztlichen Bereich von einer Überversorgung in den Ballungsräumen spricht, kennt die Versorgungsrealität nicht“, kritisierte Ennenbach. Würden in Kiel und Lübeck, wie von Kassenseite gefordert, Praxen stillgelegt, wäre die Versorgung in Kürze schlechter als an der Westküste, warnte der KVSH-Vize.

Auch die Kritik an der höheren Facharztdichte in den Städten sei nicht nachvollziehbar. Es werde gern übersehen, dass die Facharztpraxen einen weiten Einzugsbereich hätten und eine wesentliche Rolle für die Versorgung des ländlichen Umlandes spielten. „Einerseits lange Wartezeiten zu monieren, anderseits aber Facharztpraxen in großem Stil dicht machen zu wollen, passt nicht zusammen“, hielt Ennenbach den Krankenkassen vor.

hil

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