Nosokomiale Pneumonien effektiver behandeln

Berlin – Zur Behandlung nosokomialer Pneumonien ist die entsprechende S3-Leitlinie aktualisiert worden. Darauf haben heute der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hingewiesen.
Eine genauere Diagnostik und die Identifizierung von Risikofaktoren für multiresistente Erreger nehmen dabei eine besondere Rolle ein. Die Leitlinie wurde in einem Projekt überarbeitet, das vom Innovationsausschuss des G-BA gefördert wurde.
In den Empfehlungen wurden unter anderem Kriterien für die richtige Auswahl, Dosierung und Therapiedauer von Antibiotika erarbeitet. Um die Wirksamkeit der Behandlung zu maximieren und die Risiken einer Übermedikation und Resistenzentwicklung zu minimieren, sollen Patienten demnach zum Beispiel künftig nur noch sieben bis acht Tage mit Antibiotika behandelt werden.
Mit der Aufnahme von Reserveantibiotika in die Leitlinie sollen schwer zu behandelnde Infektionen effektiv bekämpft werden können. Eine antibiotische Kombinationstherapie soll der Leitlinie zufolge künftig nur bei Patienten mit erhöhtem Risiko für multiresistente Erreger und septischem Schock zur Anwendung kommen. Zudem wird empfohlen, inhalative Antibiotika-Therapien nicht routinemäßig einzusetzen, sondern bei Vorliegen multiresistenter gramnegativer Erreger zu erwägen.
Ein neues Kapitel zum Vorgehen bei Re-Evaluation hält Hilfestellungen und Hinweise bereit. In einem Kapitel zum Thema „Antibiotic Stewardship“ geht es um den rationalen Umgang mit Antibiotika. Die Leitlinie enthält des Weiteren neue Empfehlungen zur korrekten Inhalation von Antibiotika auf der Intensivstation, Präsentationsfolien für Lehrveranstaltungen und Weiterbildungen und eine Kurzfassung auf Deutsch und Englisch.
Neben den Empfehlungen zur Therapie wurden auch einige Empfehlungen für die Diagnostik überarbeitet.
„So wird dazu Stellung bezogen, dass eine bakterielle Multiplex-Polymerase-Kettenreaktion nicht routinemäßig eingesetzt werden sollte, weil dafür keine ausreichende Evidenz besteht“, sagte die Leitlinien-Koordinatorin Jessica Rademacher. „Neu ist etwa auch eine Empfehlung, wie die Diagnostik speziell bei Intensiv-Patientinnen und -Patienten mit Risiko für eine invasive Aspergillose aussehen sollte.“
Der Fokus soll künftig verstärkt auf einer patientenzentrierten, evidenzbasierten und multidisziplinären Herangehensweise liegen. Die überarbeitete S3-Leitlinie soll medizinischen Fachkräften eine wichtige Ressource bieten, um nosokomiale Pneumonien effektiv zu behandeln.
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